Als Ende vergangenen Jahres die geplante Fusion von Det Norske Veritas (DNV) und Germanischer Lloyd (GL) verkündet wurde, erweckte das keinen guten Eindruck für den Standort Hamburg. Die Führung des neuen Unternehmens, der Firmensitz, die Mehrheit der Anteile, all das liegt bei DNV in Norwegen. Es stellte sich die Frage, ob die Hansestadt womöglich einen wesentlichen Teil ihres maritimen Netzwerks verliert, wenn der traditionsreiche "Schiffs-TÜV" GL seine Eigenständigkeit aufgeben muss.

DNV-Chef Henrik Madsen bemüht sich seither, diesen Eindruck zu zerstreuen. Alle drei Vorstände des GL sollen in führenden Positionen auch der neuen DNV GL Group angehören - ein Signal dafür, dass das Hamburger Unternehmen in den neuen Konzernstrukturen nicht untergepflügt wird.

Die Entscheidungen in der neu geformten Klassifikationsgesellschaft werden in Høvik bei Oslo getroffen, nicht in Hamburg. Wichtig für die Hansestadt ist allerdings, dass die DNV GL Group ihr gesamtes internationales Schifffahrtsgeschäft von hier aus steuern soll. Hamburg kann in seinem wichtigsten Gewerbe, der maritimen Wirtschaft, eine Stärkung derzeit dringend gebrauchen. In der Schiffsfinanzierung läuft es schlecht, bei mancher Reederei ebenfalls, der Hafen stagniert. Wenn die künftige DNV GL Group sich wie geplant tatsächlich als Weltmarktführer bei der Schiffsklassifikation durchsetzt, wenn das für Hamburg mit mehr anstatt mit weniger Beschäftigten abläuft, dann mag es zu verschmerzen sein, dass der GL nach fast 150 Jahren kein Hamburger Unternehmen mehr sein wird.