Hamburg. Wirbel um den Hamburger Kaffee-Konzern Neumann: In einem Verfahren gegen die Tochtergesellschaft Kaweri hat der High Court von Uganda rund 2000 vertriebenen Kleinbauern eine Entschädigung von umgerechnet elf Millionen Euro zugesprochen. Sie mussten ihre Dörfer für eine Plantage räumen, die Kaweri auf einem 2500 Hektar großen Gelände in der Region Mubende errichten ließ.

In dem Urteil von 28. März, das die Menschenrechtsorganisation Fian jetzt publik machte, wird der Neumann-Tochter Fehlverhalten vorgeworfen: Die deutschen Investoren hätten die "Menschenrechte und die Werte der Bevölkerung respektieren müssen", heißt es. "Als ehrenhafte Geschäftsleute hätten sie das Land nicht übernehmen sollen, bevor sie sich nicht davon überzeugen konnten, dass die Siedler angemessen entschädigt, umgesiedelt und informiert wurden."

Laut der Organisation Fian vertrieb die ugandische Armee im August 2001 die Kleinbauern aus ihren vier Dörfern und ließ ihre Anwesen mit schweren Gerät zerstören, um Platz für die Kaweri-Plantage zu schaffen. Fian-Sprecherin Gertrud Falk nannte das nach jahrelangem Rechtsstreit ergangene Urteil einen "Meilenstein".

Allerdings hat das Gericht nicht Kaweri oder den ugandischen Staat zu Entschädigungszahlungen verurteilt, sondern die Rechtsanwälte des Unternehmens. Hinter diesem ungewöhnlichen Vorgang steht offenbar ein direkter Streit zwischen den Anwälten und dem Richter Arp Singh Choudry, gegen den in anderem Zusammenhang ein Absetzungsverfahren läuft.

Ein Neumann-Sprecher sprach von einem "krassen Fehlurteil", dem jeglicher Bezug zur ugandischen Zivilprozessordnung fehle. Die Neumann Gruppe und Kaweri seien tief erschüttert und würden alle Rechtsmittel nutzen, um den "bizarren" Richterspruch für ungültig erklären zu lassen. Die Behauptung, dass die Kleinbauern ohne Entschädigung von ihrem Land vertrieben worden seien, sei falsch.