HWWI-Studie: Nachfrage steigt um fünf Prozent pro Jahr

Hamburg. Die globale Nachfrage nach deutscher Medizintechnik wird bis 2020 um rund fünf Prozent jährlich wachsen. Dies ist ein Ergebnis einer neuen Branchenstudie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der HSH Nordbank. Der Umsatz, den deutsche Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs erwirtschafteten, stieg im Zeitraum von 2006 bis 2012 um 27 Prozent auf zuletzt 22,2 Milliarden Euro.

In Deutschland, mit Norddeutschland als führender Region, gehöre die Medizintechnik zu den wachstums- und exportstarken sowie innovationsfähigsten Branchen, heißt es in der Studie. Allein im Norden Deutschlands sind knapp 12.000 Personen, darunter viele Hochqualifizierte und Fachkräfte, in mehr als Firmen beschäftigt, unter denen auch Weltmarktführer sind.

Medizintechnik aus Deutschland, die von der Kanüle über Rollstühle bis zum Röntgenapparat die komplette technische Ausstattung in Praxen und Krankenhäusern umfasse, weise seit Jahren besonders hohe Steigerungsraten im Export aus, schreiben die Forscher. In den vergangenen sechs Jahren lag das durchschnittliche Wachstum bei 6,7 Prozent. Etwa ein Fünftel der Exporte gehen in die USA, mit Anteilen von sieben beziehungsweise fünf Prozent folgen Frankreich und Italien.

Verstärkt nachgefragt wird die Medizintechnik vor allem von den Schwellenländern, während die etablierten Märkte moderat wachsen. Bis 2015 werde der Anstieg der Nachfrage allerdings infolge einer schwächeren Weltwirtschaft leicht gebremst, heißt es. Mittelfristig blieben die Perspektiven für die Branche nach wie vor aber sehr günstig. Denn mit dem Überwinden der Euro-Krise und anziehender Konjunktur in den USA und den Schwellenländern werde es in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu Aufholeffekten kommen.

Für eine steigende Nachfrage sorgen der umfangreichen Untersuchung zufolge drei Entwicklungen: Der Anstieg der Weltbevölkerung, wachsende Einkommen in den bevölkerungsreichen Schwellenländern und die demografische Alterung in einigen europäischen Ländern. Auf der Angebotsseite werde technischer Fortschritt in Form neuer Verfahren und Produkte zu Wachstumsimpulsen führen.

Nachdem die Medizintechnik in Norddeutschland bereits in den vergangenen Jahren begonnen habe, Cluster zu entwickeln, um Synergien und Netzwerke zu generieren, sollte dies nach Auffassung der HWWI-Experten weiter gestärkt werden, schon weil die technischen Vorsprünge in dem Sektor unter den Industrieländern nur klein seien und meist nicht lange Bestand hätten.

Eine zweite Empfehlung des HWWI für die Branche lautet, weiter in Forschung und Entwicklung (F+E) zu investieren, um für die dynamischere Marktentwicklung nach 2015 wettbewerbsfähig zu bleiben. Die F+E-Investitionen, die deutsche Medizintechnik-Konzerne heute aufwenden, markierten mit rund neun Prozent heute bereits einen Spitzenwert im internationalen Vergleich.