Bis zu 600 Arbeitsplätze im Innendienst in Gefahr

Düsseldorf. Die Niedrigzinsen an den Finanzmärkten scheinen bei der Versicherungsgruppe Ergo zu einem Arbeitsplatzabbau ohne Ende zu führen. Neben dem bereits beschlossenen Abbau von 1350 Stellen im Vertrieb stehen auch bis zu 600 Stellen im Innendienst auf der Kippe. Ergo-Chef Torsten Oletzky bestätigte bei der Bilanzvorlage am Mittwoch in Düsseldorf entsprechende Überlegungen. Für 2013 sei der Abbau von 200 Innendienst-Stellen bereits eingeplant. In den Jahren 2014 und 2015 könnten es angesichts der zu erwartenden Einnahmen ebenfalls jeweils 200 Stellen sein. Entschieden werde das aber jährlich mit der Stellenplanung im Herbst.

Der Düsseldorfer Konzern leidet unter einem schwachen Geschäft bei seinem Standbein Lebensversicherungen. Das wird federführend von den 2709 Mitarbeitern in Hamburg betreut. Inwieweit die Hansestadt von einem Jobabbau betroffen ist, sagte ein Ergo-Sprecher auf Abendblatt-Anfrage nicht. Im deutschen Heimatmarkt schrieb Ergo in der Lebensversicherung 2012 sogar rote Zahlen. Mit neuen Produkten soll nun der Abwärtstrend gestoppt werden. Vorstandschef Oletzky geht zwar davon aus, dass im Bereich Lebensversicherung/Altersvorsorge in Deutschland 2013 voraussichtlich eine leicht positive Zahl stehen kann. Der Verlust von neun Millionen Euro 2012 sei auch auf die Kosten des Stellenabbaus zurückzuführen. "Das ändert aber nichts daran, dass die Ertragslage in der deutschen Lebensversicherung im aktuellen Zinsumfeld absolut kritisch ist. Und dass sich tatsächlich, richtig gerechnet, kein Geld damit verdienen lässt", betonte Oletzky. Die niedrigen Zinsen und das billige Geld seien für die Bankenrettung und hoch verschuldete Länder hilfreich. Sie bedeuteten aber keine gute Nachricht für Sparer und Versicherte.

Die Beitragseinnahmen brachen 2012 um 1,7 Milliarden Euro oder 8,4 Prozent auf knapp 18,6 Milliarden Euro ein. Davon gehen gut 1,2 Milliarden Euro auf den Verkauf von Töchtern zurück, insbesondere der ausländischen Gesundheitsversicherer. Die Einnahmen im Bereich Lebensversicherung und Altersvorsorge in Deutschland sanken 2012 um 4,1 Prozent auf knapp 4,6 Milliarden Euro. Im Neugeschäft beträgt der Rückgang bei laufenden Beiträgen 3,2 Prozent. Das Neugeschäft mit Einmalbeiträgen sank sogar fast um ein Viertel.

Für das laufende Jahr peilt Ergo einen Gewinn zwischen 350 bis 450 Millionen Euro an. 2012 war der Gewinn um gut 17 Prozent auf 289 Millionen Euro geschrumpft. Die Zahl der Mitarbeiter sank im vergangenen Jahr um gut 1500 auf knapp 29.800, die der hauptberuflichen Vertreter um gut 1200 auf knapp 17.900.