Deutsche Unternehmen zahlen ein Drittel mehr als im Durchschnitt der Europäischen Union

Wiesbaden. Die Arbeitskosten der privaten Unternehmen in Deutschland liegen um knapp ein Drittel über dem EU-Durchschnitt. Sie gaben 2012 rund 31 Euro je Arbeitsstunde für Löhne und Lohnnebenkosten aus, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. "Das deutsche Arbeitskostenniveau lag damit innerhalb der Europäischen Union (EU) auf Rang acht", hieß es. In den 27 EU-Staaten wurden im Schnitt 24 Euro gezahlt, in der Euro-Zone 30,10 Euro. Am teuersten war Arbeit in Schweden mit 41,90 Euro je Stunde, am billigsten in Bulgarien mit 3,70 Euro. In Frankreich - seit Jahrzehnten mit Abstand wichtigster Handelspartner Deutschlands - lagen die Kosten um elf Prozent über dem deutschen Wert.

Besonders teuer ist Arbeit in der Industrie, die stark im internationalen Wettbewerb steht. Hier kostete eine Stunde 35,20 Euro. Das waren 47 Prozent mehr als im EU-Schnitt, aber drei Prozent weniger als in Frankreich. "Hier lag Deutschland im EU-weiten Vergleich auf Rang fünf", schrieben die Statistiker.

Von 2001 bis 2010 kletterten die deutschen Arbeitskosten in jedem Jahr langsamer als im EU-Schnitt. "2011 und 2012 kehrte sich diese langfristige Entwicklung um", erklärten die Statistiker. Dies zeige sich auch beim Vergleich mit Frankreich. Von 2001 bis 2010 erhöhten sich die Arbeitskosten dort mit knapp 35 Prozent mehr als doppelt so stark wie in Deutschland mit 16 Prozent. 2011 und 2012 fiel der Anstieg in Deutschland mit 5,9 Prozent aber stärker aus als beim Nachbarn mit 5,4 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung fürchtet die Wirtschaft wachsenden Konkurrenzdruck. "Die Standortfrage kehrt zurück", sagte etwa zuletzt der Präsident des Groß- und Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. "Wichtige Indikatoren wie Arbeitskosten und Energiekosten zeigen, dass Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verliert." Im Großhandel sehe sich schon jetzt fast jedes zehnte Unternehmen von einer "verbesserten Wettbewerbsposition der Konkurrenten" bedrängt.

Arbeitskosten setzen sich aus Bruttoverdiensten und Lohnnebenkosten zusammen. 2012 zahlten die Arbeitgeber auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 27 Euro Lohnnebenkosten. Im EU-Schnitt waren es 32 Euro. Im EU-Ranking lag Deutschland mit Rang 16 im Mittelfeld. Auf 100 Euro Lohn wurden in Schweden (51 Euro) und Frankreich (50 Euro) die höchsten und in Malta (10 Euro) die niedrigsten Lohnnebenkosten gezahlt.