Dass in anderen europäischen Staaten noch viel häufiger die Arbeit niedergelegt wird, dürfte für Reisende, die wegen der insgesamt fünf Streiks am Hamburger Flughafen umdisponieren mussten, kaum ein großer Trost sein. Die vom Gewerkschaftslager vertretene These, wonach die Passagiere den streikenden Beschäftigten der Sicherheitskontrollen großes Verständnis entgegenbringen, erscheint dabei durchaus gewagt.

Richtig ist aber zweifellos, dass man sich heute in der Gesellschaft stärker mit Niedriglöhnen auseinandersetzt als noch vor einigen Jahren. Dazu dürfte nicht zuletzt die Diskussion über Mindestlöhne beigetragen haben. Zwar liegen die Stundenlöhne der Luftsicherheitsassistenten (bisher sind es 11,80 Euro in Hamburg) klar oberhalb eines Mindestlohnniveaus. Weil die Beschäftigten aber meist nur Teilzeitverträge bekommen, ist es nicht leicht für sie, allein von diesem Gehalt zu leben.

Niemand kann diesen Menschen verdenken, dass sie in Streiks die Chance sehen, auf ihre Situation aufmerksam zu machen und deutliche Lohnfortschritte zu erstreiten. Lang andauernde Arbeitslosigkeit kann sozialer Sprengstoff sein. Das steht außer Frage.

Genauso riskant kann es aber werden, wenn Beschäftigte von ihrer Arbeit auf Dauer nicht leben können und zusätzlich auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Eine solche Situation ist für die Betroffenen entwürdigend - und sie kann auf längere Sicht die Gesellschaft destabilisieren.

Wenn Tarifverträge etwas daran ändern können, ist das gut. Ob sie allein das Problem lösen können, ist aber fraglich.