Insolvenzverwalter der Traditionswerft hofft weiterhin auf neuen Auftrag

Hamburg. Die Mehrzahl der Beschäftigten der Sietas-Werft hat sich am Donnerstag für den Wechsel in eine Transfergesellschaft entschieden. Knapp 360 der derzeit 390 Mitarbeiter des Schiffbauers sprachen sich dafür aus. In der Gesellschaft sollen die einzelnen Beschäftigten bis zu fünf Monate für neue Jobs qualifiziert werden. Die derzeit bei der Werft arbeitenden 13 Lehrlinge sollen die Ausbildung auch in Zusammenarbeit mit anderen Betrieben in jedem Fall abschließen.

Allerdings setzt Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann weiter darauf, doch noch einen neuen Auftrag für Deutschlands älteste Werft hereinholen zu können. Im Februar hatte Sietas Angebote für zwei Spezialschiffe abgegeben. Denn die Bedingung für den Einstieg eines Investoren ist, dass Sietas wieder ein neues Schiff bauen kann. "Insolvenzverwalter, Betriebsrat und IG Metall arbeiten weiter daran, eine Betriebs- oder Teilbetriebsübernahme zu realisieren", teilte das Unternehmen mit. "Wir hoffen noch auf den Einstieg eines Investoren", sagte auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Bökler.

Die niederländische Van-Oord-Gruppe hatte zuvor das Projekt eines zweiten Errichterschiffes für Windkraftanlagen storniert. Hintergrund dafür ist, dass der Energiekonzern EnBW den Aufbau des Windparks "Hohe See" aufgrund der unsicheren Situation bei der staatlichen Förderung verschoben hatte. Diese Situation hat Hamburgs Wirtschaftsenator Frank Horch (parteilos) am Mittwoch kritisiert. Er warf der Bundesregierung vor, durch ihr Zögern bei der Energiewende die Zukunft von Unternehmen wie Sietas zu gefährden. "Die Bundesregierung muss Planungssicherheit schaffen, damit Unternehmen auch investieren", so Horch.

Jetzt braucht EnBW kein weiteres Errichterschiff. Ohne den Auftrag für Sietas will aber die niederländische VeKa-Gruppe Sietas nicht übernehmen. Brinkmann hat inzwischen zwar einen weiteren Interessenten. Auch für den deutschen Mittelständler gilt aber ein Auftrag als Voraussetzung für eine Übernahme. Der bislang letzte Auftrag von Sietas, das erste in Deutschland konstruierte und gebaute Errichterschiff, ist jetzt weitgehend fertiggestellt. Es soll in wenigen Tagen ausgedockt werden. Die Übergabe an Van-Oord ist für Juli vorgesehen.