Rund 6000 Passagiere waren in der Hansestadt von dem Warnstreik betroffen. Gewerkschaft Ver.di warnt nun vor einer Eskalation

Hamburg. In einer langen Schlange quer durch das Terminal 2 des Hamburger Flughafens haben Fluggäste am Donnerstagvormittag vor dem einzigen geöffneten Lufthansa-Schalter auf ihre Abfertigung gewartet. Flughafenmitarbeiter stellten Klappstühle bereit, Beschäftigte der Lufthansa verteilten Getränke. 38 Abflüge und 28 Ankünfte der Fluggesellschaft wurden nach Angaben einer Flughafensprecherin wegen des flächendeckenden Warnstreiks gegen die Lufthansa gestrichen, manche Flüge waren um mehrere Stunden verspätet.

Damit fielen 19 Prozent aller Flüge des Tages in Hamburg aus. Rund 6000 Reisende dürften von den Folgen des Ausstands betroffen gewesen sein. Gegen Mittag normalisierte sich der Flugbetrieb jedoch wieder.

Die Gewerkschaft Ver.di sprach von einer hohen Streikbeteiligung. Kurz nach 7 Uhr hätten fast alle Lufthansa-Mitarbeiter am Terminal die Arbeit niedergelegt, sagte Ver.di-Sprecherin Janine Peltier. Anlass des Warnstreiks war der aktuelle Tarifkonflikt bei der Lufthansa: Während Ver.di bis zu 5,2 Prozent mehr Geld für rund 33.000 Bodenbeschäftigten des Konzerns - darunter die Mitarbeiter der Hamburger Techniktochter - fordert, will der Frankfurter Vorstand die Gehälter für zwei Jahre bis Anfang 2015 einfrieren, außerdem soll die Wochenarbeitszeit um eine Stunde steigen.

Nach Angaben der Gewerkschaft versammelten sich am Vormittag rund 4000 Beschäftigte vor dem Tor der Hamburger Lufthansa-Basis. Im Hinblick auf die Position des Konzernvorstands sprach der Ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske in Hamburg von einem "Frontalangriff auf die Beschäftigungsbedingungen". Zwar sei es ungewöhnlich, dass man bereits nach der ersten Verhandlungsrunde einen Warnstreik ansetze, sagte Bsirske dem Abendblatt.

Die Firmenleitung habe aber die schnelle Reaktion durch ihre Gegenforderungen selbst provoziert. "Für die Verhandlungen ist es hilfreich, wenn der Vorstand schon jetzt sieht, dass die Arbeitnehmer seine Forderungen, die auf Lohnkürzungen hinauslaufen, nicht hinnehmen werden." Dies erleichtert es der Unternehmensführung, "das Risiko eines mehrwöchigen Erzwingungsstreiks abzuschätzen".

Nach Angaben der Frankfurter Lufthansa-Zentrale waren bundesweit mehr als 670 von den rund 1800 für diesen Tag geplanten Verbindungen gestrichen worden. Am heutigen Freitag geht es in die zweite Verhandlungsrunde des Tarifkonflikts. Die Lufthansa wollte sich zum Fortgang der Verhandlungen nicht äußern, für die bereits eine dritte Runde am 17. April verabredet ist. Die Gespräche fänden am Verhandlungstisch und nicht in der Öffentlichkeit statt, sagte ein Firmensprecher.

Trotz des Lufthansa-Warnstreiks blieb es am Hamburger Hauptbahnhof am Donnerstag ruhig. Die Deutsche Bahn beobachtete kein erhöhtes Fahrgastaufkommen. "Es mögen ein paar mehr Reisende gewesen sein als sonst", sagte Sprecherin Sabine Brunkhorst. Bei 250.000 Fahrgästen am Tag falle das aber nicht weiter auf.