Die Gewerkschaft fordert im Tarifstreit 5,2 Prozent mehr Geld, der Konzern will eine Nullrunde und längere Arbeitszeit

Hamburg. Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass am Hamburger Flughafen gestreikt wurde. An diesem Donnerstag fallen in Fuhlsbüttel erneut zahlreiche Flüge aus - und wieder ruft die Gewerkschaft Ver.di zu Arbeitsniederlegungen auf. Diesmal richtet sich der Warnstreik allerdings speziell gegen die Lufthansa. Nach Angaben von Ver.di sind in der Hansestadt rund 8500 Beschäftigte bei der Lufthansa und ihren Töchtern Lufthansa Technik, Lufthansa Service Group (LSG), Lufthansa Cargo sowie Lufthansa Systems zum Arbeitskampf aufgerufen.

Hintergrund ist der Tarifstreit: Die Gewerkschaft will mit der Aktion im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde, die am Freitag in Frankfurt stattfindet, Druck auf den Konzern ausüben. Ver.di fordert für die Mitarbeiter 5,2 Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten, hohe Priorität soll außerdem die Beschäftigungssicherung haben.

Die Lufthansa, die gerade ein Sparprogramm durchführt und weltweit 3500 Stellen in der Verwaltung streichen will, davon rund 400 bei der Techniktochter in Hamburg, hatte in der ersten Verhandlungsrunde am 26. Februar dagegen einen eigenen Forderungskatalog vorgelegt. Er sieht unter anderem eine zweijährige Nullrunde bei den Gehältern und eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit um eine Stunde vor.

Die "Verweigerungshaltung" des Arbeitgebers und seine Gegenforderungen, die wie ein Notlagentarifvertrag wirkten, seien eine "Provokation" und ein Affront gegen alle Beschäftigten des Konzerns, sagte dazu Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Für die Mitarbeiter solle es eine Gehaltserhöhung geben, mit der die Lufthanseaten den Anschluss an andere Branchen halten könnten.

Im Januar und Februar waren allein in Hamburg rund 100.000 Fluggäste von vier ganztägigen Streiks des Sicherheitspersonals, ebenfalls vertreten durch Ver.di, betroffen gewesen. Auf die Frage, ob die Gewerkschaft jetzt angesichts der erneuten Arbeitsniederlegungen nicht fürchten müsse, ihr Ansehen in der Öffentlichkeit zu verspielen, sagte Ver.di-Sprecherin Martina Sönnichsen, man habe Verständnis für Unmut bei den Betroffenen. "Ich glaube aber, es ist den Menschen verständlich zu machen, dass es hier nicht um fette Bereicherung geht."

Ver.di-Vertreter würden zu diesem Zweck am Flughafen Informationsblätter verteilen und die Position der Gewerkschaft darstellen. "Keiner streikt gern", sagte Sönnichsen. Dies sei stets "das letzte Mittel, das man anwendet, wenn man sonst nicht weiterkommt".

Ein Lufthansa-Sprecher nannte den Warnstreik hingegen "völlig überflüssig und unverhältnismäßig". Auch der Flughafenverband ADV zeigte sich verärgert über die Ankündigung des Arbeitskampfs. "Erneut wird ein Interessenskonflikt von Tarifparteien auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen", sagte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Verbands. Der ADV fordere eine Lösung am Verhandlungstisch. "Unsere Fluggäste brauchen Verlässlichkeit. Jeden Tag müssen wir inzwischen mit neuen Streikankündigungen rechnen - diese Unsicherheit schadet dem Flughafenstandort und dem Image des Luftverkehrs", so Beisel. Er wies zudem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Arbeitsniederlegungen hin: "Die Flughäfen bewegen sich derzeit in einem extrem angespannten wirtschaftlichen Umfeld. Jede streikbedingte Streichung von Verkehren trifft uns hart."