Früher führte das Teilen und Ausleihen von Waren eher ein Nischendasein in der alternativen Szene, war Existenzhilfe für mittellose Studenten. Man lieh sich das Auto für den Einkauf bei Ikea, nutzte in der Ausbildung die Mitwohnzentrale während eines Praktikums. Der Spruch "Isch habe gar kein Auto" aus der Nescafé-Werbung war in den 90er-Jahren noch Ausdruck einer charmanten Konsumverweigerung, Selbstverständnis von unabhängigen Lebenskünstlern.

Heute hat sich die sogenannte Sharing Economy, die Wirtschaft des Teilens, zu einem gesellschaftlichen Trend entwickelt. Carsharing bei Autos, Couchsurfen bei Wohnungen, Verleihstationen für Klamotten, Musik aus dem Netz statt eine eigene CD-Sammlung: vor allem in den Großstädten wird der Trend zum Teilen immer mehr zum Alltag. Und er wird sich weiter durchsetzen: Er erreicht längst auch diejenigen Schichten, die sich rein ökonomisch gesehen auch für den Konsum entscheiden könnten. Die sich das Auto auch selber leisten könnten, anstatt es beim Carsharing nur zu teilen, die selber ein Loft in Manhattan bewohnen, im Urlaub aber aufs Couchsurfen setzen.

Viele Menschen lassen sich durch umweltpolitische und soziale Gründe für das Teilen begeistern. Wenn man einmal von den Immobilienbesitzern absieht, die auf Wohnungsportalen wie City-Wohnen nur inserieren, um auf eine möglichst hohe Miete zu kommen, ist die Bewegung der Sharing Economy ausnahmslos als eine positive Entwicklung zu begrüßen. Allerdings werden sich die Unternehmen darauf einstellen müssen: Der Wandel vom Eigentum zum gemeinsamen Besitz kann Umsatz kosten.