Aktionäre sollen stärker über Vergütungen mitentscheiden

Brüssel. Die EU-Kommission will Exzesse bei Gehältern und Abfindungen für Topmanager mithilfe der Konzerneigner eindämmen. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier kündigte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" an: "Bei allen an der Börse notierten Unternehmen in der Europäischen Union müssen die Aktionäre dann über die Höhe der Gehälter entscheiden, inklusive goldener Handschläge." Barnier will Vorschläge zur Begrenzung der Managergehälter bis zum Jahresende vorlegen. Mit einer gerechten Einkommensverteilung hätten die Vergütungen mancher Spitzenmanager nichts zu tun, kritisierte er.

Die Debatte über Managergehälter hatte durch ein erfolgreiches Referendum in der Schweiz Auftrieb erhalten. Darin votierten gut zwei Drittel der Bürger dafür, den Aktionären und Gesellschaftern eine größere Mitbestimmung bei Vorstandsbezügen zu geben, über die bislang die Verwaltungsräte entscheiden.

Für Diskussionen sorgten zuletzt auch Einzelfälle. So erhält Volkswagen-Chef Martin Winterkorn für das vergangene Jahr 14,5 Millionen Euro, wobei er sogar auf weitere Millionen verzichtete, die ihm eigentlich zustanden. In der Schweiz wurde hitzig über Pläne gestritten, dem zurückgetretenen Chef des Pharmakonzerns Novartis, Daniel Vasella, eine Abfindung von umgerechnet fast 60 Millionen Euro zu geben.

Laut Barnier will die EU einen ähnlichen Weg wie die Schweiz gehen, nämlich die Entscheidung über Managervergütungen von den Aufsichts- und Verwaltungsräten hin zu den Eigentümern zu verlagern. Auch will der Kommissar mehr Transparenz schaffen.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle beklagte zwar Exzesse bei Bonuszahlungen und Gehältern, gab den Gewerkschaften aber dafür eine Mitschuld. Deren Vertreter säßen in Entscheidungsgremien und hätte hohen Boni etwa für Chefs von DAX-Unternehmen mitbeschlossen, sagte er auf dem FDP-Bundesparteitag in Berlin. Brüderle sprach von einem Kartell, das gebrochen werden müsse. "Es gibt manche, die den Hals nicht voll genug bekommen. Nicht wenige haben einen Gewerkschaftsausweis", kritisierte Brüderle.

Selbst viele Manager sehen die Gehälter einer Umfrage zufolge kritisch. Bei einer Erhebung der Tageszeitung "Die Welt" mit der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants bei 218 Managern äußerten 24 Prozent von ihnen Kritik und forderten sogar härtere Gesetze.