Noch-Vorstandschef René Obermann präsentiert seine letzte Jahresbilanz. Hohe Abschreibungen auf das US-Geschäft belasten

Bonn. Telekom-Chef René Obermann kennt das Rampenlicht, als Chef eines der größten DAX-Unternehmen und als Mann an der Seite der TV-Moderatorin Maybrit Illner. Doch was ihn an diesem Donnerstagmorgen in der Konzernzentrale erwartet, lässt sogar ihn erstaunen. Kaum hat er den Raum betreten, stürzt sich ein Pulk an Fotografen auf den Manager, um ihn gleich hundertfach abzulichten.

Es ist die letzte Jahresbilanz, die der 49-Jährige vorlegt. Spätestens zum Ende des Jahres will er den Chefposten an seinen Finanzvorstand Timotheus Höttges abgeben. Beobachter gehen allerdings nicht davon aus, dass er bis dahin den Konzern lenken wird. Doch über seinen Rückzug will Obermann nicht sprechen. "Es ist alles dazu gesagt", wehrt Obermann Fragen nach seiner Zukunft ab. Er wolle näher am Maschinenraum arbeiten und sich mehr operativ einmischen, war seine Begründung, als er im Dezember seine Entscheidung verkündete.

Ausgerechnet seine letzte Jahresbilanz stellt einen traurigen Rekord auf. Zum ersten Mal seit zehn Jahren rutscht der Konzern in ein Milliardenminus. Der Konzernfehlbetrag lag 2012 bei 5,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr gab es noch einen Überschuss von mehr als einer halben Milliarde Euro. Das letzte Mal war die Telekom 2002 ins Minus gerutscht, damals gleich um 24,6 Milliarden Euro. Das war der größte Fehlbetrag, den ein deutsches Unternehmen bis dahin eingefahren hatte.

Obermann mühte sich, den Verlust zu deuten: "Der Milliardenfehlbetrag ist nicht das, was er im Namen trägt, uns fehlen keine Mittel für die weitere Entwicklung des Konzerns." Tatsächlich geht die Zahl auf eine umfangreiche Abschreibung des US-Geschäfts zurück, ohne die wohl ein Plus von 2,5 Milliarden Euro herausgekommen wäre. Die Telekom ist gerade dabei, den amerikanischen Anbieter MetroPCS zu übernehmen. Das führte zu einer Neubewertung im vergangenen Jahr, bei der mehr als sieben Milliarden Euro abgeschrieben wurden. Mit T-Mobile USA wird Obermann eine der großen Baustellen der Telekom an seinen Nachfolger übergeben. Geplant war das nicht. Ursprünglich wollte Obermann das US-Geschäft an AT&T verkaufen, doch die Wettbewerbsbehörden machten einen Strich durch seine Rechnung.

Auch in Deutschland gehen die Umsätze um zwei Prozent zurück. Sogar das Mobilfunkgeschäft schrumpft. Immerhin konnte die Telekom die Einnahmen mit dem mobilen Internet um 20 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro steigern. Im Mobilfunk will die Telekom 2013 wieder wachsen. Die Geschäfte mit dem Festnetz gingen unterdessen sogar um fast drei Prozent zurück. Im vergangenen Jahr haben etwa eine Million Kunden ihren Anschluss bei der Telekom gekündigt. Hier kämpft die Telekom vor allem gegen die TV-Kabelnetzbetreiber, die Telefon und Internetzugänge meist günstiger und mit höheren Geschwindigkeiten anbieten.

Insgesamt schrumpft die Telekom weiter. Der Konzernumsatz ging mit gut 58 Milliarden Euro um knapp ein Prozent zurück. "2012 war ein knallhartes Jahr für die Telekommunikationsbranche", sagt Konzernchef Obermann und schimpfte kräftig auf die Regulierung in Europa, vor allem auf hohe Preise bei Frequenzauktionen und die Preissenkung bei Gebühren, die sich Netzbetreiber untereinander in Rechnung stellen, wenn sie Gespräche in ihr Netz übernehmen. Trotzdem wolle die Telekom bis 2015 fast 30 Milliarden Euro investieren. Für das vergangene Jahr will die Telekom dennoch eine Dividende von 70 Cent zahlen.