Dividende steigt auf 2,70 Euro. Rekorde bei Absatz, Umsatz und Gewinn. Optikerkette will zehn neue Filialen eröffnen

Hamburg. Jedes Jahr das gleiche Bild: Während die deutsche Optikerbranche in einem rückläufigen Markt sogar Absatzrückgänge verkraften muss, eilt der Hamburger Branchenprimus Fielmann von einem Rekord zum nächsten. Auch im vergangenen Jahr hat das Unternehmen aus der Weidestraße wieder einmal sich selbst übertroffen. Mit Umsatz, Absatz und Gewinn stiegen alle drei wichtigen Erfolgsgrößen. Allein der Brillenabsatz verbesserte sich um 400.000 Stück auf 7,1 Millionen. Der Konzernumsatz erhöhte sich nach vorläufigen Zahlen von 1,05 auf 1,11 Milliarden Euro, der Jahresüberschuss stieg von 125 auf 129 Millionen Euro. Der Marktanteil des Hamburger Branchenriesen lag damit bei nunmehr rund 20 Prozent.

In diesem Jahr will das Unternehmen weiter zulegen. "Wir treiben die Expansion voran und wollen 2013 zehn neue Niederlassungen eröffnen. Mehr als 20 Filialen werden wir umbauen oder komplett verlagern in noch attraktivere Lagen", sagte Unternehmensgründer Günther Fielmann dem Abendblatt. Ende 2012 waren es 671 Fielmann-Standorte. "Wir werden unsere Präsentation erweitern, die Zahl der Augenprüfräume erhöhen und das Netz unserer Hörakustik-Abteilungen verdichten, um Wartezeiten zu verkürzen und den Service auszuweiten." So werde in Düsseldorf in diesem Jahr ein weiteres, großes Supercenter eröffnet. Davon verspricht sich Fielmann einsprunghaftes Wachstum. "Unsere 40 Supercenter erwirtschaften den zwölf- bis 50-fachen Umsatz und den 50- bis 100-fachen Absatz eines traditionellen Durchschnittoptikers." In Hamburg befindet sich in der Mönckebergstraße ein solches Center.

Auch in der Hansestadt und in Norddeutschland möchte das Unternehmen sein Niederlassungsnetz verdichten, sagte Fielmann, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Die Expansion macht sich auch bei den Arbeitsplätzen bemerkbar, deren Zahl am Jahresende bei 15.494 Beschäftigten lag. Damit ist das Hamburger Unternehmen der größte Arbeitgeber der augenoptischen Branche in Deutschland. "Für dieses Jahr planen wir, mehr als 400 weitere Arbeitsplätze zu schaffen", sagte Fielmann, der in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt 600 neue Beschäftigte pro Jahr eingestellt hat.

Der Unternehmer kündigte an, dass die Dividende kräftig aufgestockt werden soll. Die Anteilseigner - darunter die Familie um Günther Fielmann - sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,70 Euro je Anteilsschein erhalten, das sind 20 Cent mehr als im Jahr davor. "Unsere Mitarbeiter, die zu 80 Prozent als Fielmann-Aktionäre an dem Unternehmen beteiligt sind, werden sich freuen", so der Firmenpatriarch am Donnerstag.

Das Unternehmen profitiert davon, dass immer mehr Menschen eine Brille benötigen oder sich sogar gleich mehrere Gestelle leisten. Den Wegfall der Krankenkassenzuschüsse hat Fielmann schon sehr früh durch die Nulltarif-Versicherung ersetzt und so weitere Kunden an sich gebunden, die allerdings immer seltener zu einem Kassengestell greifen. Dank der hohen Stückzahlen kann das Unternehmen zudem niedrige Preise und umfassende Garantien anbieten. Mit dem Einstieg in den Bereich Akustik hat sich der Konzern eine weitere Sparte geschaffen, die davon profitiert, dass immer mehr Menschen älter werden und Seh- oder Hörhilfen brauchen. So wundert es nicht, dass auch in diesem Jahr von Fielmann eine Steigerung der Marktanteile angepeilt wird. Die ersten beiden Monate seien vielversprechend gewesen.

Der Unternehmer Günther Fielmann ist 73 Jahre alt. Sein einziger Sohn Marc, 23, soll nach dem Willen des Vaters den Konzern fortführen. Er wurde ausgebildet im Elite-Internat in Salem am Bodensee, seinen Bachelor machte er an der London School of Economics, zudem absolvierte er Trainingsprogramme im Hamburger Unternehmen in den Semesterferien. "Ich bin sehr zufrieden mit ihm", sagte Fielmann. Der Patriarch der Optikerkette sicherte bereits im vergangenen Jahr mit einer Umschichtung von Firmenanteilen den langfristigen Einfluss der Familie im Unternehmen ab. Hauptaktionärin ist eine von Fielmann kontrollierte Familienstiftung mit Sitz in Hamburg geworden. Sie hält 51 Prozent an dem Unternehmen.

Weitere Aktien hat Firmengründer Fielmann, der bisher 71 Prozent an dem Konzern hielt, auf seine Kinder Marc und Sophie Luise, 18, übertragen, wobei der Gründer selbst weiterhin Anteile behält. "Die Fielmann-Familienstiftung hat die Aufgabe, die Unabhängigkeit des Unternehmens sicherzustellen", sagte Fielmann, der damit auch sein 1972 in Cuxhaven gegründetes Lebenswerk gegen mögliche feindliche Übernahmen etwa durch Finanzinvestoren oder Wettbewerber abgesichert hat.