Schiffbaubetriebe in Wismar und Rostock fertigen Umspannplattform im Wert von einer Milliarde Euro für die Windindustrie. Insgesamt werden 20.000 Tonnen Stahl verbaut

Wismar. Die Nordic-Werften in Wismar und Rostock haben ihren bisher größten Auftrag erhalten. Das Gesamtvolumen für die Umspannplattform einschließlich der Technik des französischen Alstom-Konzerns und der Kabel des italienischen Anbieters Prysmian Powerlink beträgt mehr als eine Milliarde Euro. Davon geht die Hälfte an Nordic, das erstmals für den Auftraggeber Alstom auch die Planung, den Transport und die Installation der Plattform auf See übernimmt. "Mit vier von acht gefertigten Plattformen für die Windindustrie sind wir der weltweite Branchenführer", so Nordic-Sprecher Stefan Sprunk. Die Anlage wird im Dollart westlich der Emsmündung installiert. Die ersten drei Plattformen hatte Siemens bei Nordic bestellt.

Mit dem neuen Auftrag werden die Standorte bis zum Jahr 2017 gesichert. Denn neben den Plattformen entstehen in Wismar und Rostock auch ein Wartungsschiff für die Offshore-Industrie sowie zwei Eis brechende Rettungs- und Bergungsschiffe für das russische Transportministerium. Mit allen drei Neubauten wird noch in diesem Jahr begonnen. An beiden Standorten beschäftigt Nordic derzeit 1135 Mitarbeiter. "Das ist eine optimale Größenordnung, die es uns erlaubt, alle notwendigen Kompetenzen im Haus zu haben", sagte Werftchef Vitaly Yusufov.

Die neue Plattform wird so hoch wie ein elfstöckiges Hochhaus und 55 Meter breit. Mehr als 20.000 Tonnen Stahl werden verwendet. Zweck solcher Anlagen ist es, den von Windrädern erzeugten Wechselstrom in Gleichstrom umzuwandeln, weil er sich mit weniger Verlust zur Küste transportieren lässt.

Die Anlage wird nach ihrer Lieferung 2017 in 30 Meter tiefem Wasser stehen. Das Oberteil, in dem Werkstätten, Wohn- und Maschinenräume untergebracht sind, wird bei der Installation auf See über das Fundament gezogen. Dann werden an der Plattform angebrachte Stelzen auf dem Fundament befestigt und drücken sie nach oben. Die Plattform erreicht so eine Höhe von 20 Metern über der Wasseroberfläche.

Für die Finanzierung des Projekts stellt Mecklenburg-Vorpommern zwar Garantien bereit. "Die Werften brauchen aber weniger Kredite als beim Schiffbau, weil der Auftraggeber Alstom nach Baufortschritt bezahlt und nicht den Großteil der Summe erst kurz vor der Fertigstellung überweist", so Werftsprecher Sprunk. Auch für die Zukunft rechnet sich Nordic Chancen für Aufträge für Plattformen aus. Allein den Bedarf für die deutsche Küste schätzt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie auf 25 Plattformen bis zum Jahr 2030. "Küstennah gelegene Firmen wie Nordic haben den Vorteil, dass sie nahe an den Einsatzorten arbeiten", sagte Sprunk. Denn schließlich könnten Umspannplattformen dieser Größe nicht von Asien bis zur Nordsee geschleppt werden. Nordic setzt jetzt nach. "Bei uns laufen bereits Gespräche über weitere Aufträge", sagte Sprunk.