Abschreibungen auf Anteile an der HSH Nordbank belasten Institut. Gemeinsamer Fonds muss notfalls helfen. Verband von Krise betroffen.

Neumünster/Kiel. Die Sparkasse Südholstein steht offenbar vor finanziellen Schwierigkeiten. Zum zweiten Mal nach 2009 droht die Bank zum Stützungsfall zu werden. Vorstandschef Ralph Schmieder sagt: "Es hängt von der Höhe der Abschreibungen auf die Anteile an der HSH Nordbank ab, ob wir eine Stützung benötigen." Genaueres könne er erst sagen, wenn das Jahr 2012 bilanziert sei. In Sparkassenkreisen wird bereits gemunkelt, dass die Südholsteiner einen sehr hohen zweistelligen Millionenbetrag benötigen. Hinzu kommt, dass offenbar auch in den kommenden Jahren kaum Besserung in Sicht ist. Schmieder: "Wir arbeiten an einer mittelfristigen Planung für die Zeit nach 2013 und wollen so klären, ob und wie viel Unterstützung wir da noch brauchen."

Drei Stützungsfälle hat es seit 2009 schon gegeben. Die Krise der Sparkassen greift nun auch auf den Landesverband über, den Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein. Pressesprecher Reinhardt Hassenstein bestätigt, dass der Landesvorstand über die Auslagerung von Aufgaben nachdenkt. Konkret geht es um die betriebswirtschaftliche Beratung der Sparkassen. Sie könnte von benachbarten Landesverbänden übernommen werden. Außerdem soll nach Informationen des Abendblatts der Posten des Verbandsgeschäftsführers (derzeit Werner Rick-Helms) gestrichen werden. Hassenstein wollte das weder bestätigen noch dementieren.

Sollte die nach Bilanzsumme viertgrößte der 14 Sparkassen tatsächlich zu einem Fass ohne Boden werden, wäre das für die übrigen Kassen eine schlechte Nachricht. Sie alle sind über den Stützungsfonds miteinander verbunden. Das heißt: Geht es einer Bank schlecht, müssen die anderen mit Geld aushelfen.

Dies wäre aber auch eine schlechte Nachricht für die Landesregierung. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW hat im Landtag eine Gesetzesänderung durchgesetzt. Danach darf sich die Hamburger Sparkasse nicht mehr an öffentlich-rechtlichen Sparkassen beteiligen. Somit fällt ein potenzieller Geldgeber weg. Helfen kann derzeit nur der Fonds der Sparkassen.

Der musste in den vergangenen Jahren allerdings schon drei Stützungsfälle verkraften. 2009 war die Sparkasse Südholstein dran, die in den Kreisen Pinneberg und Segeberg und in der Stadt Neumünster aktiv ist. 110 Millionen Euro brauchte sie, 60 Millionen Euro kamen aus dem Sparkassen-Stützungsfonds. Zwar soll das Geld wieder zurückgezahlt werden. Bis 2019 hat die Sparkasse dafür Zeit. Aber das bedeutet auch: Bis 2019 fällt die Bank als Zahler für in Not geratene Sparkassen aus.

So zum Beispiel beim zweiten Stützungsfall. 2010 brauchte die Flensburger Nord-Ostsee Sparkasse - die nach Bilanzsumme größte schleswig-holsteinische Sparkasse - 181 Millionen Euro, 86 Millionen Euro zahlte der Stützungsfonds. Den Rest steuerte der Bundesverband der deutschen Sparkassen bei. Ein Jahr später dann der nächste Notfall: Die Sparkasse Bredstedt, eine Aktiengesellschaft, musste je zur Hälfte von der Haspa und vom schleswig-holsteinischen Sparkassenverband übernommen werden. Rund 20 Millionen Euro soll dies den Verband gekostet haben - und damit den 14 Sparkassen, die den Verband bilden. Genaue Zahlen nennt der in Kiel ansässige Sparkassen- und Giroverband nicht. Pressesprecher Hassenstein mag weder sagen, wie stark die Zahler-Sparkassen durch die Stützungsfälle belastet werden, noch kann er erklären, mit welchem Prozentsatz sie herangezogen werden. Bei denen, die zahlen, wächst derweil der Unmut über den Verband.

Öffentlich mag sich dazu niemand äußern - in der Sparkassenfamilie gilt immer noch der Grundsatz, dass man nicht schlecht über Familienmitglieder reden sollte. Aber es geht jetzt um viel Geld. Und da hört auch bei Unternehmen, die miteinander verbunden sind, die Freundschaft auf.

Nach Informationen des Abendblatts müssen drei kerngesunde Sparkassen in diesem Jahr rund 100 Millionen Euro ausgeben, um andere Sparkassen zu stützen und ihre Anteile an der HSH Nordbank und an der Berliner Landesbank weiter abzuschreiben. Bei den potenten Instituten geht damit rund die Hälfte des Gewinns verloren. Und sie fürchten, dass das auf Jahre hinaus so weitergeht.

Für die ungewöhnliche Häufung der Stützungsfälle machen die Zahler-Sparkassen mittlerweile auch den Verband verantwortlich. Der prüfe schließlich seine Mitglieder und müsse jederzeit gewusst haben, wie schlimm die Lage gewesen sei. Der Vorwurf: Der Verband habe nicht schnell und entschlossen genug durchgegriffen, um die Managementfehler bei den Krisensparkassen abzustellen.

Hilfe kann jetzt nur noch vom Bundesverband der Sparkassen kommen, dem DSGV. Eine Pressemeldung aus der vergangenen Woche, wonach der Verband schätzt, dass Schleswig-Holsteins Sparkassen 300 bis 500 Millionen Euro benötigen, wurde umgehend dementiert. Dennoch wird seitdem in Kiel gerätselt, woher diese Zahlen stammen und wie stichhaltig sie sind. Ralph Schmieder von der Sparkasse Südholstein hat nun einen Zipfel des Schleiers gelüftet.