Einige Großinvestoren trennen sich von dem Edelmetall. Anleger spekulieren auf Ende der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank

Frankfurt/Main. Für Goldbesitzer gab es in den vergangenen Jahren reichlich Grund zu strahlen: Der Preis des Edelmetalls kannte nur einen Weg, und zwar nach oben. So sollte es eigentlich auch 2013 weitergehen: Rohstoffexperten hatten in Jahresausblicken in Aussicht gestellt, dass Goldmünzen, Goldbarren oder einfach nur Goldschmuck weiter an Wert gewinnen.

Im Verlauf der vergangenen Woche wurden die Goldliebhaber aber jäh aus den Träumen gerissen. Innerhalb von nur fünf Handelstagen rutschte der Preis für das gelbe Edelmetall um etwa 100 Dollar. Plötzlich fragen sich viele Goldanleger, ob sie nicht doch auf das falsche Pferd gesetzt haben.

Am vergangenen Mittwoch erreichte der Goldpreis bei 1555 Dollar (1179 Euro) je Feinunze (31,1 Gramm) den tiefsten Stand seit über sieben Monaten. Eine ähnlich rasante Talfahrt gab es zuletzt vor einem Jahr. Zwar hat sich der Goldpreis zuletzt wieder etwas erholt, und er stand am Wochenausklang bei 1574 Dollar. Mittlerweile ist es aber anderthalb Jahre her, dass der Goldpreis im September 2011 sein Rekordhoch bei 1920 Dollar markierte. Die Hausse geriet ins Stocken, und der Goldpreis bewegte sich phasenweise monatelang mehr oder weniger seitwärts. Selbst Fachleute, die in den vergangenen Monaten häufig optimistisch auf die Entwicklung des Goldpreises geschaut haben, werden plötzlich vorsichtiger. So zum Beispiel das Frankfurter Bankhaus Metzler. "Wir empfehlen, bei 1500 Dollar die Reißleine zu ziehen und auf bessere Einstiegsgelegenheiten zu lauern."

Es gibt keinen Zweifel: Das gelbe Edelmetall verliert in diesen Tagen viele Anhänger. Einen der wesentlichen Gründe für die Talfahrt beim Goldpreis lieferten die Metzler-Experten gleich mit: Die Investoren haben den Glauben an eine endlose expansive Geldpolitik in den USA verloren. Mit dem Protokoll der letzten Zinssitzung der US-Notenbank hatte sich nämlich der Eindruck verfestigt, dass die Fed Ernst macht und früher als gedacht beginnen könnte, die Geldschleusen wieder zu schließen. Die Spekulation der Anleger auf eine starke Inflation gilt als wichtiger Preistreiber beim Gold. Eben diese bereitet jedoch immer mehr Notenbankern Sorgen, sodass die Wahrscheinlichkeit für ein vorzeitiges Ende der ultralockeren Geldpolitik steigt. Kaum war die Fed-Mitschrift veröffentlicht, legte auch der Kurs des Dollar spürbar zu, was den Goldpreis zusätzlich belastete. Eine festere US-Währung verteuert Gold für Anleger außerhalb des Dollarraums und drückt damit die Nachfrage nach dem Edelmetall.

Bei den Investoren am Goldmarkt begannen aber bereits die Alarmglocken zu schrillen, als Mitte des Monats bekannt wurde, dass der Investor George Soros das Interesse an dem Edelmetall ein Stück weit verloren hat. Aus der jüngsten Statistik der US-amerikanische Börsenaufsicht SEC ging nämlich hervor, dass der Milliardär Soros im vierten Quartal mehr als die Hälfte seiner Anteile am SPDR Gold Trust verkauft hatte. Dabei handelt es sich um den mit Abstand größten Goldfonds der Welt.

Es waren in den vergangenen Tagen vor allem solche Großinvestoren, die dem Goldmarkt den Rücken gekehrt haben. Die Vergangenheit hat aber immer wieder gezeigt, dass sie auch schnell wieder ihre Leidenschaft für Gold wiederentdecken. Außerdem könnte ein erneutes Aufflammen der Euro-Schuldenkrise die Anleger wieder in den "sicheren Hafen" Gold treiben. Nicht wenige Investoren blicken vor diesem Hintergrund gebannt auf die Parlamentswahlen in Italien. Ein Zurückdrehen der Reformpolitik dürfte schnell wieder Unsicherheit an die Märkte bringen.