Hamburger Unternehmen suchen neue Mitarbeiter auf der Messe Cebit. Die Hansestadt zeigt mit einem Gemeinschaftsstand Flagge.

Hamburg. An Selbstbewusstsein mangelt es dem frisch gegründeten Hamburger Unternehmen Protonet nicht: "Wir bauen den einfachsten Server der Welt", sagt Geschäftsführer Ali Jelveh. "Man kann ihn aus der Verpackung nehmen, anschließen - und er funktioniert."

Wie sein Geschäftspartner Christopher Blum war Jelveh vor dem Schritt in die Selbstständigkeit bei dem Online-Netzwerk Xing beschäftigt. Dort sah er den Trend, "möglichst viele Daten von den Menschen wegzuziehen, hinein in riesige Rechenzentren" - mit allen Risiken für die Datensicherheit, die damit verbunden sind.

Zunächst nach Feierabend begannen Jelveh und Blum an einer Alternative zu arbeiten: Ein leicht bedienbarer Server, der es dem Besitzer der Daten ermöglicht, selber zu entscheiden, mit wem er sich zusammenschaltet. Das Gerät mit dem orangefarbenen Gehäuse ist vor allem für kleinere Firmen gedacht und wird in den Räumen der Firma in Altona zusammengebaut. "Viele Komponenten, auch das Metallgehäuse und die Verpackung, kommen aus Hamburg" sagt Jelveh. Mehr als 50 dieser Server hat Protonet über die zurückliegenden drei Jahre verkauft; für die neue Version, die im April auf den Markt kommen soll, liegen 60 Vorbestellungen vor. Aktuell hat das im November gegründete Unternehmen fünf fest angestellte Beschäftigte, aber noch in diesem Jahr will man auf mindestens 15 Mitarbeiter aufstocken.

Nicht zuletzt um potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen, wird Protonet auf der Cebit als einer der Aussteller auf dem Hamburger Gemeinschaftsstand präsent sein.

Anders als in den Jahren 2011 und 2012 zeigt Hamburg in diesem Jahr wieder mit einem solchen Gemeinschaftsstand auf der weltgrößten Messe der IT-Branche (5. bis 9. März) in Hannover Flagge. Allein die neun auf diesem Stand ausstellenden Firmen suchten kurzfristig zusammen mehr als 100 neue Arbeitskräfte, sagt Uwe Jens Neumann, der Vorsitzende des Branchennetzwerks Hamburg@work.

"Die große Nachfrage und das Interesse der Hamburger Unternehmen zeigt, dass die IT-Branche weiterhin ein wichtiger Jobmotor und der Fachkräftemangel ganz real ist", sagt Neumann. Insgesamt gebe es in diesem Jahr geschätzt 3000 offene Stellen bei Hamburger Firmen der IT-Branche, davon aktuell mindestens 500 bei Computerspiele-Entwicklern.

So sucht Goodgame Studios aus Bahrenfeld, ebenfalls einer der Aussteller auf dem Hamburger Gemeinschaftsstand, nach Angaben von Firmensprecher Andreas Haase kurzfristig 30 weitere Mitarbeiter. Im Laufe des Jahres könne die Beschäftigtenzahl insgesamt um 400 Personen wachsen, nachdem bereits im vorigen Jahr 300 neue Stellen geschaffen wurden.

Auch die IT-Sparte des Logistikkonzerns Kühne + Nagel ist auf dem Gemeinschaftsstand vertreten. Sie sucht derzeit nach den Worten von André Unland, Leiter Personalentwicklung bei der Spedition, 15 Mitarbeiter am Standort Hamburg.

Offene Stellen im IT-Sektor seien gerade in der Hansestadt nicht leicht zu besetzen, sagt Carsten Brosda, Leiter des Amts Medien der Senatskanzlei: "Hier gibt es eine Konkurrenz mit vielen anderen Branchen, die um Fachkräfte buhlen." Doch auch der IT-Sektor habe für Hamburg inzwischen erhebliche Bedeutung: "Fast 10.000 Unternehmen mit mehr als 50.000 Mitarbeitern sind insbesondere in den Bereichen Software und IT-Dienstleistungen in der Medienbranche, in der Hafenlogistik, in der Datenverarbeitung oder vielen anderen Bereichen unserer Wirtschaft unterwegs", so Brosda.

Insgesamt sind laut Neumann etwa 75 Firmen aus Hamburg auf der Cebit präsent. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Messe seien neue Wege der elektronischen Kommunikation in Unternehmen. "Die Menschen ertrinken in E-Mails und fühlen sich immer gestresster", so Neumann. Manche Experten prognostizierten daher schon das Ende der E-Mail. Stattdessen gebe es die Tendenz, stärker soziale Netzwerke wie Facebook für den Informationsaustausch zu nutzen.

Nach Angaben von Hartwig von Saß, Sprecher des Veranstalters Deutsche Messe, werden auf der Cebit mehr als 4000 Aussteller aus mehr als 70 Ländern erwartet.