Start der Abendblatt-Reihe “Digitalk“ mit renommierten Referenten. Bei der ersten Veranstaltung ging es vor allem um digitales Marketing

Hamburg. Hinter den Panoramascheiben gingen die Schiffe auf die Reise in ferne Länder, im Veranstaltungssaal des Altonaer Kaispeichers ging es am Donnerstag dagegen eher um Ausflüge in virtuelle Welten. Mit hochkarätigen Referenten startete am Donnerstag die Marketingreihe "Digitalk Hamburg". Der Workshop im Hafen beleuchtete aktuelle Trends im Online-Marketing. Er bildete den Auftakt zu einer Vortragsreihe über Themen rund um das Internet, organisiert vom Hamburger Abendblatt.

Lars Haider, Chefredakteur des Abendblatts, betonte die Bedeutung des Internets für Journalisten. Die Zeitung sei hier auf einem guten Weg. Der Online-Auftritt abendblatt.de habe 2012 erstmals eine höhere Reichweite als FAZ.net erreicht. Auch der HSV-Blog "Matz ab" und der Straßentest des Abendblatts feierten Erfolge im Netz. Key-Note-Speaker Thomas Promny, ein Internet-Unternehmer, der bereits 1999 mit 18 Jahren seine ersten Webseiten baute, wies auf das starke Wachstum des Online-Marketings hin. Die Steigerungsraten von jährlich 20 Prozent seien hauptsächlich Folge der stark zielgruppenorientierten Werbung im Internet. Jeder Nutzer hinterließe Spuren im Netz, welche die Firmen für Werbung abhängig von den Interessen der Kunden nutzten.

Über die Frage, wie "die Netzwerkökonomie die Wirtschaft und uns alle verändern wird", sprach Marc Schüling. Der Innovationsexperte ist Chef des von Peter Wippermann gegründeten Hamburger Trendbüros. Er hob die stärkere Beteiligung der Konsumenten an der Produktentwicklung hervor. Dieses "Mitunternehmertum" sei eine Folge der Digitalisierung der Gesellschaft. Fast-Food-Anbieter ließen ihre Kunden bereits ihren Lieblingsburger kreieren, immer mehr Firmen machten aus Verbrauchern Mitentwickler.

Marcus Diekmann, geschäftsführender Gesellschafter von Shopmacher eCommerce, ist Autor verschiedener Bücher zum Thema Onlinehandel, etwa "eCommerce lohnt sich nicht". Er betonte, nach Schätzungen aus der Branche werde der Onlinehandel weiter stark wachsen. Danach dürfte der Handel im Netz bis 2020 auf mehr als 20 Prozent Anteil vom gesamten Einzelhandelsumsatz zulegen. In weniger als zehn Jahren würde nach diesen Prognosen also mehr als jedes fünfte Produkt online gekauft (ohne Lebensmittel). Während bisher noch Textilien zu den am häufigsten im Netz gekauften Produkten gehören, legten sperrige Waren wie Elektroartikel und Computer stark zu. Traditionelle Anbieter gerieten wegen der Konkurrenz aus dem Netz in Bedrängnis, etwa Thalia durch Amazon, Görtz durch Zalando und Media-Markt durch Preisvergleichseiten im Netz.

Alexander Voges betonte die wachsende Bedeutung des Netzes auch für den Versandhandel. Voges ist Bereichsleiter Formatmanagement beim Handelskonzern Otto und verantwortet die Vermarktung der Otto-Sortimente kanalübergreifend, das heißt in den Katalogen und auf otto.de. Der Konzern mit 53.000 Mitarbeitern ist laut Voges der weltweit zweitgrößte Onlinehändler. In Deutschland erreicht Otto derzeit einen E-commerce-Anteil von 58 Prozent am Gesamtumsatz, weltweit beträgt dieser Wert 53 Prozent. Bisher ging bei otto.de im Schnitt bereits alle 1,8 Sekunden eine Bestellung ein. Und das Angebot werde über iPad-Apps und Smartphoneshops weiter ausgebaut.

Der Zeitpunkt des nächsten Digitalks steht noch nicht fest. Der Termin wird aber rechtzeitig bekannt gegeben.