Hamburg. Der Onlinehandel setzt traditionellen Läden in Deutschland noch weitaus mehr zu als bislang angenommen. Laut einer Studie im Auftrag des Hamburger Einkaufscenter-Betreibers ECE werden mittlerweile 16 Prozent der gesamten Einzelhandelsumsätze in Deutschland im Internet erwirtschaft. Die offizielle Statistik des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels (HDE) geht für das vergangene Jahr hingegen nur von einem Anteil von sieben Prozent aus.

Für die ECE-Studie hat die Unternehmensberatung Roland Berger rund 42.000 Kunden befragt und 2000 von ihnen eine Art Einkaufstagebuch führen lassen. Dies erklärt zum Teil die Diskrepanz zu den HDE-Zahlen, da der Branchenverband auf die Daten der großen Einzelhandelsunternehmen zurückgreift und dabei Einkäufe, die bei vielen kleinen Internethändlern getätigt werden, gar nicht erfasst.

Trotz des stetig wachsenden Onlineanteils ist der Kampf für die klassischen Geschäfte allerdings noch längst nicht verloren. "Die stationären Händler müssen nur aufhören, wie das Kaninchen auf die Online-Schlange zu starren, und sich stattdessen auf ihre Stärken wie etwa die Inszenierung der Waren besinnen", sagt Roland-Berger-Partner Lars Luck. "Zugleich sollten sie ihr Geschäft um passende Onlineangebote erweitern."

Laut Studie gibt es selbst in der jungen Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist, eine große Gruppe von Konsumenten, die fast ausschließlich in traditionellen Läden einkauft. Ein Mythos sei es zudem, dass der stationäre Handel zum reinen Schaufenster für den Onlinehandel verkomme. "Im Gegenteil: Einkäufe, die online vorbereitet werden, dann aber im Geschäft getätigt werden, generieren einen elfmal höheren Umsatz als im umgekehrten Fall", sagt Luck. Kunden sei es wichtig, Waren vor dem Kauf anzufassen und anzuprobieren.