Hamburgs längster Streik könnte bald ein gutes Ende finden

Hamburg. In dem seit November andauernden Streik bei der Hamburger Verpackungsfirma Neupack mit Werken in Hamburg und Rotenburg (Wümme) kommt Bewegung. Das Unternehmen sowie der Betriebsrat und die Gewerkschaft IG BCE wollen die schon mehrmals abgebrochenen Gespräche über ein betriebliches Entgeltsystem wieder aufnehmen. "Neupack hat heute zugesagt, beim nächsten Gesprächstermin Anfang März ein finanzielles Gesamtangebot zu präsentieren."

"Wir sind also auf dem richtigen Weg", sagte der IG-BCE-Landesbezirkschef und Verhandlungsführer Ralf Becker. Nachdem die Gewerkschaft den Streik am 1. November begonnen und am 24. Januar völlig überraschend wieder unterbrochen hatte, wurde ab dem 31. Januar die Arbeit nochmals niedergelegt - erst am 8. Februar erschienen die Mitarbeiter wieder zum Dienst.

Das Unternehmen hatte seinen rund 200 Mitarbeitern bereits im November nach eigenen Angaben "eine deutliche Verbesserung der Entgeltbedingungen" für die Belegschaft angekündigt und diese Verbesserungen den Mitarbeitern vor Weihnachten in Form einer Ergänzung zum Arbeitsvertrag angeboten. Die gesamte nicht streikende Belegschaft und die Mehrheit der Streikenden, einschließlich der Mehrheit der Betriebsratsmitglieder, haben laut Neupack dieses Angebot angenommen. Ebenfalls haben Mitarbeiter den Streik individuell beendet und sind an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt.

Der Gewerkschaft IG BCE reichten die neuen Vereinbarungen, die das Unternehmen den Beschäftigten anbot, aber nicht aus. Die Gewerkschaft möchte erreichen, dass Neupack mit dem Betriebsrat einen Haustarifvertrag abschließt.

Der Arbeitskampf wurde in den vergangenen vier Monaten von Handgreiflichkeiten auf beiden Seiten - Streikende und Streikbrecher - überschattet. Den schwersten Zwischenfall gab es in Rotenburg (Wümme). Streikende stürmten die Wohnung eines polnischen Streikbrechers und fügten ihm eine Schädelfraktur zu. Der Mann musste stationär im Krankenhaus behandelt werden, die Polizei ermittelt. Das Unternehmen wollte daraufhin den Streik vor Gericht verbieten lassen, mit der Begründung, die Gewerkschaft habe die Lage und damit die Streikenden nicht mehr im Griff. Das Arbeitsgericht Verden hat den Antrag neu Neupack jedoch abgelehnt.