Das Erbe des Milliardärs geht in zwei Stiftungen über

Düsseldorf. Er war einer, der sich alles leisten konnte. Einer, der es jahrzehntelang gewohnt war, zu bestimmen, was als nächstes passieren sollte. Nur auf seine Gesundheit hatte der Milliardär letztlich keinen Einfluss. Jetzt hat sich Otto Beisheim, als Gründer des Handelskonzerns Metro einer der reichsten Männer Deutschlands, das Leben genommen. "Er litt an einer nicht heilbaren Krankheit und ist aufgrund der Hoffnungslosigkeit seiner gesundheitlichen Lage aus dem Leben geschieden", teilte die Familie des 89-Jährigen mit. Am Montagmorgen war er tot in seinem Haus in Rottach-Egern am Tegernsee gefunden worden.

Metro-Gründer Beisheim war einer der Unternehmer im Handel, über die wenig bekannt ist und die die Öffentlichkeit mieden. Er wurde am 3. Januar 1924 in Vossnacken bei Langenberg geboren - nicht weit entfernt von Essen, von wo aus die Brüder Albrecht mit dem neuen Geschäftskonzept des Discounts über ihre Kette Aldi Milliarden machten. Und ebenso wie die Albrechts kam Beisheim aus einfachen Verhältnissen: Sein Vater war Gutsverwalter.

Beisheim trat auch als großzügiger Stifter in Erscheinung, machte allerdings ebenso Schlagzeilen wegen seiner mutmaßlichen SS-Vergangenheit. In den vergangenen Jahren hatte er sich mehr und mehr von der Metro zurückgezogen - wohl nicht ohne Verbitterung. Denn die beiden großen Mitaktionäre Haniel und Schmidt-Ruthenbeck, mit denen er lange Zeit die Geschicke des Düsseldorfer Konzerns bestimmen konnte, hatten ihn aus dem innersten Kreis der Entscheidungsträger ausgeschlossen. Die beiden kauften sich 2007 die Metro-Mehrheit, Beisheim war an den Rand gedrängt. Zuletzt hielt er noch rund zehn Prozent der Anteile.

Mitstreiter Beisheims beschreiben ihn als einen Unternehmer, der sehr genau gewusst habe, was er wollte. Zudem hatte er einen Sinn dafür, gute Mitarbeiter zu holen, wenn er sich auch später bisweilen mit ihnen überwarf - wie mit seiner rechten Hand und Bevollmächtigten, Erwin Conradi. Beisheim war verschwiegen und bisweilen knurrig. Fast schon legendär ist seine Antwort an eine Journalistin, die es vor vielen Jahren - noch vor der Börsennotierung der Metro - gewagt hatte, nach dem Umsatz zu fragen. Beisheim: "Was geht Sie mein Umsatz an?"

Die finanziellen Angelegenheiten hatte der Senior rechtzeitig geregelt: Sein Erbe geht in die gemeinnützigen Stiftungen, die Prof. Otto Beisheim-Stiftung im schweizerischen Baar und die Prof. Otto Beisheim-Stiftung in München.

Beisheim zählt als einer der Gründer der Metro zu den großen deutschen Handelspionieren. Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hatte er auf einer USA-Reise das Cash-and-carry-Prinzip (C&C) im Großhandel kennengelernt, bei dem Gastronomen, Hoteliers oder Kioskbetreiber ihre Ware selber im Großmarkt abholen und sofort bezahlen. Das war neu, in Deutschland lieferte der Großhändler noch und bekam sein Geld erst später. Die Idee brachte Beisheim nach Deutschland und eröffnete 1964 zusammen mit der Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck in Mülheim an der Ruhr den ersten Metro-Großmarkt. Ob Beisheim oder die Schmidt-Ruthenbecks den Namen erfanden, wurde nie zweifelsfrei geklärt.

Die Großmärkte hatten schon damals bis 21 Uhr geöffnet, als Einzelhandelsgeschäfte um 18.30 Uhr schließen mussten. Einkaufen konnten hier nur Gewerbetreibende, also Wiederverkäufer. Eigentlich. Weil aber die Berechnungen zum Einkauf "in der Metro" sehr großzügig verteilt wurden, gehörten auch Endverbraucher zu den Kunden. Beisheim hatte zum richtigen Zeitpunkt das Geschäftskonzept ausgerollt, das seine Kunden haben wollten. "Mit seinem Konzept des Selbstbedienungshandels revolutionierte er ab Mitte der sechziger Jahre die ganze Branche und legte das Fundament für die heutige Metro Group", schwärmt der aktuelle Konzernchef Olaf Koch.

Tatsächlich erzielte die Metro mit dem neuen Konzept 1970 schon eine Milliarde D-Mark Umsatz, 1975 waren es schon drei Milliarden. 1994 gab Beisheim den Vorsitz im Verwaltungsrat der Metro-Holding an Jan van Haeften aus dem Hause Haniel ab. Metro kaufte zu Beisheims aktiven Zeiten unter anderem auch Kaufhof und Horten, sowie Saturn und die Anteile an Media-Markt dazu. Kurz nach dem Börsengang 1998 schätzte das US-Magazin "Forbes" Beisheims Vermögen auf knapp sieben Milliarden US-Dollar.