Die Konkurrenz in dem Milliardenmarkt der Urlaubsportale ist groß. Auch Opodo in Hamburg bietet Flüge und Reisen über das Netz an.

Hamburg. Ein schöner Almgasthof in den Bergen, ein Clubhotel mit Flug auf die Kanaren, die Luxusreise nach Mauritius: Immer mehr Menschen erfüllen sich ihre Urlaubsträume über das Internet. Sie klicken sich durch Portale wie holidaycheck.de, expedia.de oder weg.de und buchen den Trip dann auch gleich im Netz.

Die Prognose vom Ende der 1990er-Jahre, wonach es heute eigentlich gar keine Reisebüros in den Fußgängerzonen mehr geben dürfte, hat sich zwar nicht erfüllt. Aber während die Zahl der stationären Reiseagenturen nach und nach abnimmt, gewinnen die Buchungsportale immer mehr Marktanteile dazu. Laut einer Branchenstudie hatte sich Anfang 2012 mehr als jeder zweite Deutsche schon einmal im Internet zum Thema Urlaubsreisen informiert. 45 Prozent der Bevölkerung nutzte diese Informationsquelle auch innerhalb der letzten zwölf Monate. Und ein Drittel der Menschen im Land der Reiseweltmeister hat bereits einen Urlaub online gebucht.

Auch für die nächsten Monate können die Firmen der Online-Touristik sehr optimistisch sein: Das Marktforschungsinstitut GfK prognostiziert für die Online-Reisebranche in der laufenden Wintersaison bis einschließlich April beachtliche 27 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahreszeitraum.

Ein Unternehmen, das diesen Markt seit Anbeginn kennt und in den vergangenen Jahren stark wachsen konnte, ist Opodo mit Sitz in Hamburg. In dem Büro an der Mönckebergstraße arbeiten inzwischen 50 Beschäftigte, die zwischen Flugzeugmodellen und Bildern von Traumstränden an ihren Computern sitzen. Von Berlin aus kümmert sich zudem ein Callcenter um die Anrufe der Kunden.

Die Seite opodo.de hatte sich bei der Gründung auf Flüge spezialisiert, schließlich wurde sie auch von führenden Airlines gegründet. "Bei Flügen sehen wir uns als Marktführer in Deutschland", sagt Opodo-Geschäftsführer Tom Reiter. Die Firma weitet ihr Angebot aber immer stärker aus. Inzwischen zählt sie im Jahr eine Million Kunden auf ihrer Internetseite mit dem dunkelroten Logo. Zugleich ist die Konkurrenz in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Zu den anderen Portalen in diesem Segment gehören unter anderem fluege.de und travel24.de. Alle diese Anbieter greifen auf Informationen darüber zurück, zu welchen Zeiten die Airlines fliegen und wie hoch die Kosten für die Verbindungen sind. Aus den aktuellen Daten, die sich je nach Buchungslage minütlich ändern können, stellen sie eine Ergebnisliste für den Nutzer zusammen. Die Flüge erscheinen dann etwa nach dem Preis oder der Dauer der Flugreise sortiert auf der Internetseite.

Die Erlösquellen der Internetanbieter können sich dabei aus Serviceentgelten oder aus Aufschlägen auf den (Netto-)Flugpreis zusammensetzen. "Die Airlines haben die Preishoheit heute nicht mehr. Die Flugpreise kann jedes Reisebüro und jeder Internetvermittler individuell festsetzen", sagt Reiter. Hin und wieder könnten Kunden so auch auf Angebote unter dem Einkaufspreis treffen, in der Mischkalkulation seien aber natürlich auch Aufschläge üblich. Viele stationäre Reisebüros weisen bei Flugreisen ebenfalls eine Buchungsgebühr aus, etwa 40 Euro bei der Langstrecke.

Opodo arbeitet seit 2011 mit anderen Online-Reiseportalen (eDreams, GO Voyages und Travellink) unter dem Dach der Odigeo-Gruppe zusammen. Die einzelnen Marken, die in verschiedenen Ländern aktiv sind, teilen sich die Kosten für die IT-Infrastruktur und die Nutzung der Datenquellen für die Reisen und können so die Kosten niedrig halten, denn oft wählen die Kunden den Urlaub zum günstigsten Preis.

Und gerade für Schnäppchenjäger bietet das Internet heute eine Transparenz, die früher noch mit dem zeitraubenden Gang zu etlichen Reisebüros verbunden gewesen wäre. Inzwischen aber wähnt sich der Kunde oft nur noch einen Klick von der Reise zum Supersparpreis entfernt und schürt so den Kampf unter den Anbietern. Der Preiskampf herrscht dabei nicht nur unter den Internetportalen und Reiseshops, sondern immer mehr auch zwischen den Airlines. Gesellschaften wie die spanische Spanair oder Malev aus Ungarn sind bereits vom Markt verschwunden. In diesen Tagen wurde bekannt, dass Air France ihre eigene Billigfluglinie Hop! gründet. Auch die Lufthansa deckt immer mehr Routen über ihre Billigtochter Germanwings ab und will damit gegen die Konkurrenz von Easyjet und Ryanair bestehen. "Das Wachstum bei den Flügen kommt aus dem Lowcost-Segment", sagt Reiter.

Neben den Flügen bietet Opodo auch Pauschalreisen an. In diesem Segment ist Holidaycheck bei den Onlineanbietern in Deutschland Marktführer. Gab es früher nur zweimal im Jahr neue Kataloge der Veranstalter wie TUI oder Thomas Cook, in denen die Preise für eine Saison festgeschrieben waren, variieren die Angebote im Internet heute im Minutentakt: Ähnlich wie an der Aktienbörse bestimmen Angebot und Nachfrage die Preise. Sind große Kontingente beispielsweise in einem Hotel in Ägypten noch frei und dazu passende Flüge vorhanden, werden diese Bausteine von Opodo und seinen Wettbewerbern neu zusammengestellt.

Dadurch können sich Preisvorteile für die Kunden ergeben. Bei der Abfrage der Vakanzen können die Daten allerdings einige Stunden alt sein, sodass die Internetkunden zuweilen die Pakete nicht mehr buchen können, die auf der Seite angezeigt werden. "Die Systeme ermöglichen heute leider noch keine Abfrage in Echtzeit", sagt Reiter. Die Provision bei Pauschalreisen für die Vermittler liegt abhängig vom Veranstalter bei etwa acht bis zwölf Prozent. Eine höhere Marge können die Firmendann einkalkulieren, wenn sie mehr Service bieten. Aus diesem Grund will Opodo seine Abteilung für Geschäftsreisen ausbauen, die bisher etwa 20 Prozent ausmachen. "Wir streben feste Verträge mit Firmen an", sagt Reiter.

2012 hatte die gesamte Odigeo-Gruppe rund vier Milliarden Euro erlöst. Für das laufende Jahr ist Reiter optimistisch gestimmt: Er erwartet für Opodo ein Umsatzwachstum im oberen einstelligen bis knapp zweistelligen Prozentbereich, trotz der Krise in den südeuropäischen Ländern. Die gute Stimmung kommt womöglich nicht von ungefähr. Der Tourismusmanager hat gerade selber einen äußerst erholsamen Urlaub hinter sich: Er war auf den Seychellen, "sehr entspannend, der erste Urlaub ohne die Kinder", erzählt der 39-Jährige und lacht.