Japanischer Autobauer profitiert von schwacher Währung

Tokio/Hamburg. Für Toyota läuft es wieder rund: Gerade erst an die Weltmarktspitze zurückgekehrt, schraubt das japanische Vorzeigeunternehmen bereits sein Gewinnziel nach oben. Im Ende März auslaufenden Geschäftsjahr 2012/2013 will der Konzern aus der gleichnamigen Stadt südwestlich von Tokio unter dem Strich 860 Milliarden Yen (derzeit umgerechnet 6,9 Milliarden Euro) verdienen, gut zehn Prozent mehr als bisher angepeilt. Den gestiegenen Optimismus begründete der Vorstand am Dienstag mit starken Absatzzuwächsen in den USA und dem schwachen Yen. Da Toyota weiterhin viele Autos in Japan baut, profitiert der Konzern beim Export besonders von einem günstigen Wechselkurs. Hinzu kommt, dass Toyota auf dem wichtigen chinesischen Markt wieder aufholt, seit der Boykott japanischer Produkte dort nachgelassen hat.

Im dritten Quartal bis Dezember belief sich der Nettogewinn auf knapp 100 Milliarden Yen, fast ein Viertel mehr als vor Jahresfrist. Damals machten noch die Folgen von Jahrhundertbeben und Tsunami-Katastrophe Toyota zu schaffen, die das Traditionsunternehmen in die tiefste Krise seiner Geschichte rissen. In einer beispiellosen Aufholjagd aber schaffte Toyota nach nur einem Jahr die Rückkehr auf den Autothron.

Allerdings gab es noch Altlasten. So sank der operative Gewinn im dritten Quartal, weil Toyota in den USA viel Geld für Schadenersatzforderungen von Kunden zur Seite legen musste, deren Autos wegen Rückrufaktionen an Wert einbüßten. Hinzu kamen hohe Werbekosten, wie eine Sprecherin erläuterte.

Im Rennen um die Spitzenposition als weltgrößter Autobauer zog Toyota 2012 an seinen Dauerrivalen General Motors (GM) und Volkswagen wieder vorbei. Mit einem Absatzplus von 23 Prozent fuhr der japanische Konzern von Platz drei auf eins vor. Hauptantrieb war die Erholung in den USA, alleine dort steigerte Toyota den Absatz um fast 27 Prozent und liegt auf Rang drei vor der von Fiat kontrollierten US-Marke Chrysler. Auch auf dem Heimatmarkt Japan waren die Zuwächse in dem Jahr nach der Erdbebenkatastrophe hoch. Dagegen fiel der Rückgang in Europa weniger ins Gewicht, weil Toyota hier keine so große Rolle spielt.

Rund um den Globus brachte Toyota im vergangenen Jahr einschließlich der Töchter Daihatsu und Hino 9,75 Millionen Autos an die Kundschaft. Mit einigem Abstand folgte die Opel-Mutter GM mit 9,3 Millionen Fahrzeugen, gefolgt von Volkswagen mit 9,1 Millionen - wobei die Wolfsburger ihre Lkw-Töchter Scania und MAN mit zusammen schätzungsweise 200.000 Fahrzeugen nicht mitzählen.

Das Rennen um die Weltspitze nimmt weiter an Fahrt auf: Schon im laufenden Jahr dürfte Volkswagen GM überholen. Bis VW allerdings an Toyota vorbeiziehen kann, werden wohl noch einige Jahre vergehen, schätzen Analysten. "Bis 2015 bleibt Toyota vorn", ist Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler überzeugt. Bis dahin dürfte der für den Zwölf-Marken-Konzern aus Wolfsburg wichtige Markt in Europa schwach bleiben. Dagegen spielt VW in den USA - trotz hoher Zuwächse dort - noch eine Nischenrolle. Auf dem weltgrößten Automarkt China dagegen hat VW nach eigener Darstellung klar die Nase vor GM und Toyota.

Auch Branchenexperte Frank Schwope von der NordLB schätzt, dass sich Toyota noch einige Jahre an der Spitze halten kann. Der vom Management für 2013 in Aussicht gestellte Absatz von gut 9,9 Millionen Fahrzeugen hält er für eher konservativ. Der Konzern werde 2013 "mit Sicherheit" mehr als zehn Millionen Autos verkaufen. Das Rennen um die begehrte Poleposition dürfte also spannend bleiben.