Immer wieder greifen europäische Politiker die drei weltweit führenden Rating-Agenturen - alle mit Wurzeln in den USA - verbal scharf an. Doch ausgerechnet US-Präsident Barack Obama macht nun ernst: Sein Justizministerium hat die Bonitätswächter von Standard & Poor's (S&P) wegen Betrugs verklagt, weil sie in den Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 die inzwischen berüchtigten Finanzprodukte, in denen zweifelhafte US-Immobilienkredite steckten, reihenweise als sicher bewerteten.

Wenn das Ministerium konsequent handeln will, muss es allerdings auch den S&P-Konkurrenten Moody's und Fitch entsprechende Klagen ins Haus schicken, denn sie vergaben die gleichen Einstufungen. Vielleicht ist es aber kein Zufall, dass man gerade mit S&P den Anfang macht: Es war diese Agentur, die im August 2011 den USA wegen der hohen Staatsverschuldung die Bestnote AAA für die Kreditwürdigkeit entzog; die beiden Wettbewerber haben dies bisher nicht getan.

Mit der Argumentation, die Bonitätsnoten seien Meinungsäußerungen - und solche stehen ausdrücklich unter dem Schutz der US-Verfassung -, wird S&P kaum davonkommen, sollte der Prozess seinen Lauf nehmen. Dass die Agentur eine Verurteilung riskiert, ist aber eher unwahrscheinlich. Der Rufschaden wäre zu groß. Eher wird man sich doch noch auf einen Vergleich einigen, zumal darüber im Vorfeld verhandelt worden sein soll.

Ein wichtiges Signal ist die Klage aber zweifellos. Auch in Europa stützen sich selbst Behörden bei vielen Richtlinien noch auf die Noten der drei großen Rating-Häuser und zementieren damit deren Macht. Diese Praxis sollte man endlich überdenken.