Fast jedes zweite Unternehmen erleidet einen Umsatzrückgang. Der Groß- und Außenhandel ist verhalten optimistisch.

Hamburg. Die anhaltende Konjunkturflaute macht auch dem Hamburger Mittelstand zu schaffen. Nur noch 43 Prozent der befragten 100 mittelständischen Unternehmen sind mit ihrer Geschäftslage rundum zufrieden - vor einem Jahr waren es noch 57 Prozent. Das ergab das neueste Mittelstandsbarometer von Ernst & Young. Und auch der Blick in die Zukunft fällt zurückhaltender aus: Nur noch 37 Prozent erwarten, dass sich ihre Lage im kommenden Halbjahr verbessern wird, im Vorjahr war es noch beinahe jeder Zweite. Jeder Elfte rechnet sogar mit einer Verschlechterung, im Vorjahr waren es nur vier Prozent. Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil der Optimisten bei 34 Prozent.

Die Konjunkturkrise in vielen Ländern Europas beeinträchtigt nun auch real das Geschäft der Unternehmer in Hamburg: Fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) berichtet von Umsatzeinbußen infolge der EU-Schuldenkrise, fünf Prozent sogar von erheblichen Umsatzausfällen. Trotz der eingetrübten Geschäftslage setzen die Mittelständler weiterhin auf Personalaufbau: 37 Prozent der Unternehmen wollen im kommenden Halbjahr zusätzliche Mitarbeiter einstellen - deutlich mehr als im Vorjahr (30 Prozent) und als im Bundesdurchschnitt (18 Prozent).

Trotz aller Unsicherheiten bewertet die große Mehrheit der Hamburger Mittelständler (89 Prozent) die eigene Geschäftslage eher positiv, nur jeder Neunte klagt über eine schlechte Lage - vor einem Jahr hatte allerdings noch kein einziger Mittelständler diese Aussage getroffen. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern geht es dem Hamburger Mittelstand damit relativ gut: Bundesweit geben nur 85 Prozent an, mit der eigenen Geschäftslage zufrieden zu sein. Immerhin 38 Prozent der Mittelständler gehen von einem Umsatzwachstum im kommenden Halbjahr aus. Der Anteil der Pessimisten liegt mit nur acht Prozent niedriger. Dennoch haben auch in Hamburg immer mehr Unternehmen mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, so Kristian Ludwig, Partner bei Ernst & Young in Hamburg. "Sollte die weltweite Konjunkturabkühlung weitere sechs Monate andauern, wären nach eigener Einschätzung 29 Prozent der Mittelständler in Hamburg gefährdet.

"Im norddeutschen Groß- und Außenhandel ist die zuletzt spürbare Abkühlung der wirtschaftlichen Erwartungen und die damit verbundenen Verunsicherungen einem verhaltenen Optimismus gewichen", sagt hingegen Hans Fabian Kruse, Präsident des Branchenverbandes AGA, bei der Vorstellung der Umfrage "Wirtschaftstest" seines Verbandes in Hamburg. Gleichwohl verfallen die 19.000 Groß- und Außenhändler der fünf norddeutschen Bundesländer nicht in Euphorie: Nur ein knappes Viertel rechnet im ersten Halbjahr 2013 mit steigenden Erträgen. Die Hälfte erwartet gleichbleibende, ein knappes Viertel sogar sinkende Erträge. Zum Jahresende 2012 hatte sich das Geschäftsklima in der Branche deutlich abgekühlt. Der Groß- und Außenhandel beschäftigt in Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern rund 205.700 Mitarbeiter.