Zigarettenindustrie hält Preise im Januar bislang konstant. Branche scheut bisher den Sprung über Fünf-Euro-Marke je Schachtel.

Hamburg. Aus Angst vor einer Massenflucht der Raucher hat die deutsche Zigarettenindustrie zum ersten Mal seit Jahren eine Tabaksteuererhöhung nicht an die Kunden weitergereicht. Eigentlich hätte eine Schachtel zum Jahreswechsel zehn Cent teurer werden müssen, denn die dritte Stufe der Tabaksteuererhöhung trat am 1. Januar in Kraft. Doch die Preise blieben praktisch unverändert, Industrie und Handel zahlen die höheren Abgaben an den Staat aus eigener Tasche.

Hintergrund ist keineswegs Mitgefühl mit den Rauchern: Vielmehr wagen sich die drei großen Anbieter Philip Morris (Marlboro), BAT (Lucky Strike) und Reemtsma (West) mit ihren Hauptmarken nicht über eine Preisgrenze. "Die Industrie will nicht höher als fünf Euro pro Schachtel gehen", sagte der Geschäftsführer des Tabakhändlerverbands BTWE, Willy Fischel. Genauso viel kostet zurzeit die 19-Zigaretten-Schachtel der wichtigsten Marke in Deutschland, Marlboro. Der Hersteller befürchtet offenbar, dass eine Erhöhung auf 5,10 oder 5,20 Euro die Kunden zur Konkurrenz treiben könnte oder zu Schmuggelzigaretten.

Die übrigen Hersteller liegen mit ihren Marken zwar noch im Preis knapp unter fünf Euro. Sie können aber nicht risikofrei erhöhen, denn ihre Hauptmarken wie West oder Lucky Strike haben nicht die Strahlkraft der Marke Marlboro und sind deshalb traditionell etwas billiger. Mehr als fünf Euro kosten nur eher exotische Marken wie Juno, Reval oder Atika. Die drei Hersteller selbst lehnen jede Auskunft zu ihrer Preisgestaltung ab: Sie plagt eine tief sitzende Angst vor dem Kartellamt, das in solchen Mitteilungen verkappte Preisabsprachen vermuten könnte.

Nach Schätzungen verzichtet die Branche nun vorerst auf dreistellige Millionenbeträge: Die Steuererhöhung beträgt etwa sechs bis zwölf Cent pro Schachtel, je nach Marke und Größe der Packung. Die Preiserhöhungen müssten deshalb bei zehn oder 20 Cent liegen, denn traditionell steigt der Preis für eine Schachtel in Deutschland immer in Schritten von vollen zehn Cent. So sollen krumme Summen an der Kasse vermieden werden. Bei etwa vier Milliarden verkauften Schachteln pro Jahr beträgt der Umsatzausfall 400 Millionen Euro oder mehr. Trotzdem muss die Branche nicht jammern: Von jeder verkauften Schachtel fließen 90 Cent an die Hersteller. Was die Raucher freut, ärgert die Betreiber von Kiosken und Tabakläden: Die Industrie drückt einen Teil der Steuerlasten dem Handel auf, indem dessen Marge gekürzt wird. Pro Schachtel bleiben noch etwa 50 Cent beim Händler. "Das tut richtig weh", sagte Fischel vom Händlerverband.