Hausverbot für Verhandlungsführer der Gewerkschaft

Hamburg. Begleitet von mehreren Hundert Unterstützern, die Fackeln in ihren Händen trugen, sind am Donnerstag um sechs Uhr die mehr als 110 Streikenden des Hamburger Verpackungsherstellers Neupack wieder an ihre Arbeitsplätze in Hamburg und Rotenburg zurückgekehrt. Die Solidaritätsaktion war von Uwe Grund, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hamburg, organisiert worden. Die Gewerkschaft IG BCE hatte den Streik nach 85 Tagen auch "als Zeichen der Stärke" ausgesetzt. "Das ist eine Zäsur im Arbeitskampf. Sie soll ermöglichen, dass ein Vermittler unbelastet ans Werk gehen kann und Neupack in ernsthafte Gespräche eintritt", sagte Jan Eulen, Bezirkschef der Gewerkschaft in Hamburg.

Streikende und Streikbrecher arbeiten nun wieder zusammen. "In Kooperation mit der Gewerkschaft IG BCE haben wir die restlichen Beschäftigten in kleinen Gruppen ins Werk geführt und ihnen Schichten zugeteilt", so Neupack-Geschäftsführer Lars Krüger. Zuvor hat das Unternehmen den Rückkehrern einen Willkommensbrief ausgehändigt.

Zwar verlief der Auftakt friedlich, doch Neupack kam laut Eulen seiner Pflicht auf Beschäftigung nicht nach und schickte 33 von ihnen wieder vor die Tür. "Diese Mitarbeiter müssen noch in andere Schichten eingeteilt werden", sagte Krüger. Die Gewerkschaft will die rechtliche Zulässigkeit dieser Maßnahme überprüfen. Außerdem gab es laut Eulen ohne Anhörung des Betriebsrats Zwangsversetzungen.

Im Verlauf des Morgens hat die Firma dem Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Rajko Pientka, Hausverbot erteilt. Er soll im Pausenraum eine Streikzeitung verteilt und versucht haben, mit nicht streikenden Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.