Gewerkschaft nimmt 481 Millionen Euro ein, gewinnt 18.000 Mitglieder und fordert für 2013 angemessenes Lohnplus

Frankfurt. Mit gut gefüllten Kassen und einem anhaltenden Mitgliederzulauf im Rücken geht die IG Metall ins Tarif- und Wahljahr 2013. Zwar wollte IG-Metall-Chef Berthold Huber am Dienstag in Frankfurt die Forderung für die anstehende Tarifrunde in Deutschlands größtem Industriezweig Metall und Elektro nicht beziffern. Die Diskussion habe gerade erst begonnen, der Vorstand werde der Tarifkommission am 4. März eine Empfehlung unterbreiten.

Gleichzeitig verwies Huber aber auf Wirtschaftsexpertisen, wonach der private Konsum ein stärkerer Wachstumstreiber in Deutschland werden müsse. Um die Konsumausgaben schon 2013 anzuheizen, sei einerseits ein hohes Beschäftigungsniveau erforderlich, sagte Huber: "Sowie angemessene Entgelterhöhungen auf der anderen Seite." Dessen sei sich die IG Metall bewusst.

Getragen von der Rekordbeschäftigung konnte die IG Metall 2012 zum zweiten Mal in Folge Mitglieder hinzugewinnen. Zum Jahresende hatte die größte Einzelgewerkschaft Europas gut 2,26 Millionen Mitglieder und damit fast 18.000 mehr als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Ver.di hatte Ende 2012 knapp 2,1 Millionen Mitglieder und damit 0,5 Prozent weniger als binnen Jahresfrist.

"Wir haben unser Ziel erreicht, mehr Kraft in der Fläche zu entwickeln, vor Ort in den Betrieben stärker zu werden. Mitgliederstärke macht uns durchsetzungsfähig", sagte Huber. Vor allem bei jungen Menschen sei die Gewerkschaft 2012 erfolgreich gewesen. Die IG Metall hatte 2011 die Trendwende geschafft und erstmals seit 20 Jahren wieder einen Mitgliederzuwachs gefeiert. Das habe sich auch positiv auf die Beitragseinnahmen ausgewirkt, die mit 481 Millionen Euro das bisherige Rekordergebnis von 2011 nochmals um 4,8 Prozent übertroffen hätten.

Mit dieser Stärke im Rücken will die IG Metall ihre Forderungen in den Bundestagswahlkampf einbringen. Insbesondere gehe es der Gewerkschaft um eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt, sagte Huber: "Fast jeder vierte Beschäftigte in Deutschland arbeitet im Niedriglohnsektor, das ist der größte Anteil in ganz Europa." Dem werde sich die IG Metall nicht widerstandslos fügen. Huber forderte einen flächendeckenden Mindestlohn sowie die Möglichkeit der Kurzarbeit für Leiharbeiter.

Außerdem müsse Menschen im Alter ein fairer, flexibler Ausstieg aus dem Arbeitsleben ermöglicht werden. Die Voraussetzungen dafür seien in Unternehmen nicht ansatzweise gegeben, sagte Huber. Die Politik dürfe die Bedingungen der modernen Arbeitswelt nicht weiter ignorieren: "Es ist nicht akzeptabel, auf der einen Seite das Renteneintrittsalter auf 67 anzuheben und auf der anderen Seite zu hoffen, dass der liebe Gott den Menschen die Kraft für zwei Jahre harte Arbeit zusätzlich verleihen wird."