Immer mehr Imbisse mit gesundem Fast Food in Hamburg. Die neuen Restaurants liegen im Trend und expandieren stark.

Hamburg. Der Dreiklang aus Pizza, Pasta und Pommes als Snack zwischendurch bekommt Konkurrenz: Immer mehr Menschen lassen das verlockende, aber ziemlich fettige Fast Food links liegen und steuern statt McDonald's und Burger King lieber die neuen Bio-Imbisse an. Fresh Fast Food heißt der neue Trend. Allein in Hamburg konkurrieren inzwischen gut ein Dutzend dieser Schnellrestaurants für das gute Gewissen um die Gunst der Kunden, etwa der Gesundimbiss Kaiserwetter, das Season mit seinem vegetarischen Büfett, der Sandwichladen Lunch Box oder die Salat- und Smoothie-Bar Dean & David sowie die Bio-Bistros von WakuWaku.

"Bio und Gesundheit liegen eindeutig im Trend, und die neuen Anbieter verbinden diese Strömungen mit dem Fast Food", sagte Benedikt Wolbeck vom Branchenverband der Gastronomie, Dehoga. Gutes Gewissen und Genuss würden sich heute nicht mehr ausschließen. Immer mehr Menschen suchten nach Produkten, die gut für Körper und Seele seien. Gefragt seien frische, gleichzeitig aber auch regionale und saisonale Spezialitäten auf der Speisenkarte. Die sogenannten Fresh-Fast-Food-Restaurants konzentrierten sich bisher allerdings vor allem auf Deutschlands Großstädte, weiß der Gastronomie-Experte.

Im WakuWaku-Restaurant am neuen "Opernboulevard" trifft urbane Modernität auf Natur: Holzbänke bilden gemütliche Sitznischen, in einem deckenhohen Regal finden Kunden Bio-Snacks, Kokossuppen oder Wraps für den Snack zwischendurch, Leute mit mehr Hunger können aber auch warme Gerichte wie Thai-Currys in Bio-Qualität bestellen.

"Wir sind nicht rein vegetarisch und nicht in allen Speisen 100 Prozent bio, aber wir achten darauf, maximal viele Bio-Zutaten zu verwenden und eine ausgewogene Ernährung anzubieten", sagt WakuWaku-Gründer Gregor Wöltje. Auf den ersten Blick ist WakuWaku ein Fast-Food-Restaurant für Gesundheitsbewusste, auf den zweiten Blick verbirgt sich hinter dem Bistro allerdings eine komplett auf Nachhaltigkeit fokussierte Firmenstrategie: Die Gerichte werden in Induktionswoks gar gerührt, das spart Strom. Die Energie dazu liefern Ökostromanbieter. Die Möbel bestehen aus Recycling-Material und FSC-Holz, die Verpackungen aus Papier und Maisstärke, 90 Prozent des Mülls wird kompostiert. Nachdem die WakuWaku-Gerichte auch bei Familien mit Kindern besonders gut ankommen, beliefert die Firma nun auch zwei Hamburger Schulen und kocht die Mittagessen frisch vor Ort.

Die umfassende Konzentration auf ein nachhaltiges Wirtschaften liegt WakuWaku-Gründer Wöltje im Blut, er hat sich als Unternehmensberater auf verantwortungsvolles Handeln von Firmen spezialisiert und wollte mit WakuWaku einen Prototypen für einen solchen Betrieb schaffen. In den nächsten Jahren sollen allein in Hamburg zehn bis zwölf WakuWaku-Lokale eröffnen. Vornehmlich in besten Lauflagen - wegen dieser Standortstrategie soll das WakuWaku in der Nähe des Rathauses auch bald umziehen.

Zielgruppe der neuen Imbisse sind die sogenannten Lohas, das sind Menschen, die einen "Lifestyle of Health and Sustainability", also einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil pflegen. Sie fahren, wenn sie sich das leisten können, Elektroautos, kaufen im Bio-Supermarkt, verabreden sich zu Videokonferenzen, um Flüge für Geschäftsreisen zu vermeiden, und setzen bei der Mode auf Eco-Fashion. Auch eine aktuelle Studie der Beratungsfirma Kienbaum belegt, dass immer mehr Verbraucher in ihrem Konsum Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie legen.

In Hamburg stellen sich neben den Gastronomen immer mehr Unternehmer verschiedenster Branchen auf den Konsum ohne Reue ein. Der Autohersteller Tesla aus dem US-Bundesstaat Kalifornien zeigt seine Elektro-Sportwagen in einem Showroom in der HafenCity, im Karoviertel sitzen etliche Designer, die ihre Kleider ausschließlich aus Bio-Baumwolle nähen, und Drogerien wie Budnikowsky setzen auf Naturkosmetik und umweltschonende Waschmittel. Immerhin war Hamburg auch Green Capital 2011, hat im Zuge dieser Auszeichnung als Umwelthauptstadt Stromtankstellen rund um die Alster installiert, auch Greenpeace sitzt an der Elbe und gleich mehrere Spezialisten für Wind- und Sonnenenergie wie Repower und Conergy.

Mit den neuen Bio-Bistros kann sich jeder seine eigene "bessere Welt" im Kleinen leisten, und wenn es nur das thailändische Kokossüppchen mit Bio-Karotten in der Mittagspause ist. Während WakuWaku auf hochwertige Öko-Kost setzt, punktet Kaiserwetter ebenfalls mit wertvollen Zutaten, möglichst mit Zutaten aus der Region. Der stylische Gesundimbiss betreibt Standorte an der Bleichenbrücke und am Jakobikirchhof. Auf dem Tagesmenü für den schnellen Lunch steht in diesen Tagen Tomatensuppe mit Rinderhackfleisch, dazu Karotten-Apfel-Ingwer-Saft, das ist sehr wahrscheinlich besser für die Fitness bei der Arbeit als der Kantinenliebling Currywurst mit Pommes. Fast Food wird mit Kaiserwetter zu Fine Food Fast, wirbt die Firma und versichert, möglichst naturbelassene Lebensmittel frisch zu verarbeiten. Ein richtiger To-go-Laden ohne viel Chi-Chi, schreiben die Leute über Kaiserwetter im Internet, beklagen allerdings, dass es oft recht voll ist und sich dabei lange Schlangen an der Theke bilden.

Auch bei Dean & David sollen sich die Gäste "gesund und glücklich" essen. Die Salatbistros verfolgen diese Philosophie bundesweit an Standorten wie Bremen, Frankfurt, Würzburg oder Stuttgart. In Hamburg ist das Franchise-Konzept am Jungfernstieg und am Georgsplatz vertreten.

Alle diese neuen Gastronomiekonzepte haben nicht umsonst Hamburg zu einem ihrer wichtigsten Standorte oder als ihren Pioniermarkt gewählt. WakuWaku-Gründer Wöltje lebt zwar in München, hält aber das Publikum in Hamburg für besonders bio-affin und bewertet außerdem den Immobilienmarkt im Norden als nicht ganz so überhitzt wie in der bayerischen Landeshauptstadt.

Zudem ist Hamburg die Wiege der kreativen Systemgastronomie, hier entstanden die ersten Steak-Restaurants von Eugen Block, starteten die Pizzalieferanten von Joey's Pizza und die Italo-Bistros von Vapiano. Block betreibt inzwischen mehr als 40 Standorte, in mehr als 150 Liefer-Imbissen backen Joey's Franchisenehmer ihre Teiglinge, und das Vapiano ist mit rund 70 Restaurants in knapp 20 Ländern vertreten. Alle diese Unternehmen sind in der Branche für ihre exzellente Markenführung bekannt, sie setzen Design und Menüs bundesweit und international konsequent durch und haben sich damit das Vertrauen der Gäste erobert. Eine häufig zentralisierte Fertigung spart Kosten, auch die Werbung neuen Personals oder die Verwaltung werden häufig gemeinsam genutzt, sodass alle Glieder der Ketten von diesen Synergieeffekten profitieren können.

So wie WakuWaku auf Expansionskurs geht und dabei in seiner Unternehmensführung übrigens auch auf ehemalige Burger-King-Manager setzt, plant auch das vegetarische Büfett-Restaurant Season immer mehr Standorte. In der Innenstadt ist Season an der Schauenburger Straße vertreten, es bietet Salate, Gemüsevariationen und Antipasti an, die sich die Gäste selber aus der Theke auf den Teller laden können. Der Preis richtet sich nach der Menge. Am vergangenen Montag eröffnete ein weiteres Season-Restaurant im Haus des Sports am Schlump.

Außerdem wird das Hamburger Unternehmen das Gut Karlshöhe der Stiftung Hamburger Klimaschutz in Bramfeld bewirtschaften. "Wir haben dann an vier Standorten in Hamburg gut 400 Sitzplätze", sagt Season-Inhaber Hans-Joachim Hess, aber damit sind seine Wachstumspläne noch nicht am Ende. Auch Hess sucht Franchisepartner und denkt an eine bundesweite Expansion. Die Bratwurstbräter und Burgerbudenbesitzer werden sich warm anziehen müssen.