NGG fordert sechs Prozent mehr Geld. Getränkehersteller möchte mehr Wochenendarbeit

Hamburg. In mehr als 60 Städten in Deutschland war der Coca-Cola-Weihnachtstruck dieses Jahr unterwegs. Besucher konnten in dem bunt beleuchteten Lkw vor Ort eigene Versionen des Weihnachtssongs "Something in the Air" erstellen. Doch statt kuscheliger Festtagsstimmung liegt eher dicke Luft über dem größten deutschen Getränkehersteller: Die rund 11.000 Beschäftigten von Coca-Cola in Deutschland fragen sich zum Jahreswechsel, wie es mit ihnen weitergeht und welche Pläne ihr Arbeitgeber hat.

Grund für die Sorge: Die im November begonnenen Tarifverhandlungen stecken fest. Arbeitnehmervertreter sagen, es bewege sich bei keinem der wichtigsten Streitpunkte - Arbeitszeit und Lohnsteigerung - irgendetwas. Das neue Jahr wird den Konflikt verschärfen: Nach dem Ende der Friedenspflicht will die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) nach Informationen des Abendblatts Warnstreiks bei Coca-Cola organisieren.

Konkret könnten in den letzten beiden Januarwochen die Abfüllanlagen in den bundesweit 24 Fabriken von Coca-Cola stillstehen, zumindest an mehreren Tagen. Danach treffen sich dann am 30. Januar Gewerkschaftsvertreter und Management zur nächsten Verhandlungsrunde in Berlin.

Nach zwei vergleichsweise ruhigen Jahren in der deutschen Tochtergesellschaft des US-Konzerns Coca-Cola Company mit Sitz in Atlanta kippt die Stimmung nun wieder: Ähnlich wie im Jahr 2010 streiten Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter um grundsätzliche Veränderungen.

Betroffen ist die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG in Berlin, die Abfüllgesellschaft des Konzerns. Im Detail geht es um Lohnerhöhung: Von NGG gefordert sind sechs Prozent, vom Arbeitgeber angeboten werden 2,5 Prozent für 2013 und dann noch einmal zwei Prozent für 2014.

Doch wohl noch wichtiger sind die Wünsche des Managements beim Thema Arbeitszeit. "Flexibilität ist für uns notwendig, um schnell auf Marktanforderungen reagieren zu können und unsere Position in einem sehr wettbewerbsintensiven Umfeld zu erhalten", sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Das Absatzvolumen schwanke je nach Saison in den Betrieben stark. An der Wochenarbeitszeit von 37,5 oder 38 Stunden soll sich zwar grundsätzlich nichts ändern, jedoch soll an mehr Sonnabenden gearbeitet werden. Ende Januar wolle das Management darüber "in die konkreten Gespräche" gehen, heißt es bei Coca-Cola.

Die Gewerkschaft NGG hält dagegen: Flexible Arbeitszeit mit bis zu 48 Wochenstunden und Arbeit an Sonnabenden gebe es schon bei Coca-Cola. "Die Geschäftsführung hat die Möglichkeiten nur nicht genutzt. Jetzt hat das Management die eigenen Prozesse und Abläufe nicht im Griff und will das auf dem Rücken der Beschäftigten austragen", sagte Claus-Harald Güster, stellvertretender NGG-Vorsitzender. Er fordert zudem, Kündigungen der Mitarbeiter auszuschließen.

Denn ohnehin ist die Lage angespannt: Coca-Cola will in Deutschland etwa 450 Stellen streichen und die Bereiche Finanzen und regionales Marketing in Zukunft in Berlin zusammenfassen. Unklar ist zudem, was aus dem Standort Ratingen wird.