Berlin. In vielen deutschen Unternehmen ist die Stimmung schlechter als vor einem Jahr. Die Euro-Schuldenkrise sorge für Verunsicherung, berichtete das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) nach einer Umfrage bei 46 Branchen. Die Hälfte der Verbände gab an, die Stimmung in ihren Mitgliedsunternehmen sei schlechter als zum Jahreswechsel 2011/2012. IW-Chef Michael Hüther sprach von einer beachtlichen Differenz zwischen Stimmung und Lage: Nur elf von 46 Verbänden erwarteten schlechtere Geschäfte als 2012. Immerhin 20 Verbände erwarten für 2013 eine leichte Verbesserung bei Produktion, Umsatz und Geschäftsergebnis, 15 gehen von gleichbleibend guten Geschäften aus.

Deutschland steht nach Ansicht von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt nicht vor der nächsten Wirtschaftskrise. "Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland keine Rezession erleben und auch 2013 ein Wirtschaftswachstum in etwa der diesjährigen Größenordnung erreichen werden." Der Präsident des Bundesverbandes Groß- und Außenhandel (BGA), Anton F. Börner, rechnet damit, dass die deutschen Exporte insgesamt um 3,5 bis vier Prozent wachsen. "Wenn es ganz toll läuft, können es auch fünf Prozent sein", sagte er. Damit würden die Ausfuhren auf rund 1,16 Milliarden Euro steigen.

Unterdessen setzt DGB-Chef Michael Sommer bei den kommenden Tarifrunden auf deutliche Lohnsteigerungen. "Es geht um reale Lohnzuwächse. Dies dient auch der Stabilisierung der Binnenkonjunktur und der Steigerung von Massenkaufkraft." Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Gert Wagner, warb für Abschlüsse von "im Durchschnitt vier Prozent oder mehr". Dies sei "sinnvoll, um die Binnennachfrage anzukurbeln und so die extrem ausgeprägte Exportabhängigkeit zu mindern". Der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wolfgang Franz, sprach sich dagegen für niedrigere Lohnabschlüsse aus. Notwendig sei eine "beschäftigungsfreundliche Tariflohnpolitik".