München/Frankfurt. Nur eine Woche nach der Frankfurter Staatsanwaltschaft haben nun die Münchner Strafverfolger die Zentrale der Deutschen Bank durchsucht. Dabei geht es um den seit mehr als einem Jahr bekannten Vorwurf des Prozessbetrugs gegen frühere Vorstände des Instituts im Rahmen des Rechtsstreits mit der Familie des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch. Die Beamten hätten Materialien beschlagnahmt, aber keine Personen festgenommen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Deutschlands größtes Bankhaus wies jedoch den Vorwurf, der sich gegen die Ex-Chefs Rolf Breuer und Josef Ackermann richtet, zurück.

Beobachtern zufolge war die Durchsuchung deutlich kleiner als vor einer Woche, als rund 500 schwer bewaffnete Polizisten Gebäude der Bank filzten. Damals ging es um den Vorwurf des Steuerbetrugs im Zusammenhang mit dem Handel von CO2-Verschmutzungsrechten. Dabei wurden fünf Mitarbeiter festgenommen, wovon drei noch in Haft sind. Zudem wird in dem Zusammenhang gegen Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen und Finanzchef Stefan Krause wegen Steuerhinterziehung ermittelt.

Dieses Mal ging es um den seit zehn Jahren laufenden Prozess der Kirch-Familie gegen die Deutsche Bank. Die Staatsanwaltschaft wirft vier ehemaligen Vorständen der Bank vor, in dem Prozess die Unwahrheit gesagt zu haben. Das Oberlandesgericht München hatte die Bank Ende vergangener Woche im Kirch-Verfahren grundsätzlich zu Schadenersatz verurteilt. Die Höhe soll in einem Gutachten ermittelt werden. Die Kirch-Erben werfen dem Institut vor, für den Zusammenbruch des Medienimperiums vor zehn Jahren verantwortlich zu sein. Ex-Chef Breuer hatte damals in einem Interview Zweifel an der Kreditwürdigkeit Kirchs geäußert. Seither überzieht die Familie die Bank mit Klagen.