Hamburg. Beim Hamburger Schiffs-TÜV Germanischer Lloyd (GL) sollen bis Mitte 2013 rund 90 Stellen in der Hansestadt wegfallen. Dafür hat das Unternehmen einen Interessenausgleich mit dem Betriebsrat geschlossen. "Wir bieten den Beschäftigten an, ihre Arbeitszeit zu verkürzen, Abfindungen zu nehmen oder in die Bereiche Öl- und Gas- oder Windkraftanlagen des Konzerns zu wechseln, wo Anlagen geprüft und zertifiziert werden", sagte GL-Sprecher Olaf Mager. Dafür hätten sich bisher 45 Mitarbeiter entschieden.

Die Arbeitsplätze für die Beratung der Öl-, Gas- und Windindustrie sind allerdings vor allem im Ausland, genauer in Großbritannien, in den USA oder auch in Australien angesiedelt. Dort ist das weltweit aufgestellte Unternehmen auch mit Töchtern vertreten. Der GL reagiert mit der Veränderung bei den Arbeitsplätzen auf die sinkende Nachfrage nach der Klassifikation von Neubauten im Zuge der seit Jahren anhaltenden Schifffahrtskrise. "Unser Ziel ist es, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen", sagte Mager. Ausgeschlossen sind sie aber nicht.

Aus Branchenkreisen verlautet zudem, dass es zu einer Fusion zwischen dem GL und dem norwegischen Konkurrenten Det Norske Veritas (DNV) kommen könnte. Womöglich soll das Geschäft schon in der kommenden Woche bekannt gegeben werden. Die Hamburger Investoren Günter und Daniela Herz, frühere Miteigner der Tchibo-Gruppe, halten 100 Prozent am GL. Diskutiert wird dem Vernehmen nach, dass sie nach einer Fusion zunächst 30 Prozent an der neuen Gruppe halten und sich von diesem Anteil in den kommenden Jahren trennen könnten. Weder DNV noch die Investmentgesellschaft Mayfair der Geschwister Herz nahmen dazu am Freitag Stellung. GL-Sprecher Mager sagte lediglich: "Der Germanische Lloyd wird nicht verkauft."

Im Jahr 2006 war der GL bereits Ziel eines feindlichen Übernahmeversuchs durch den französischen Konkurrenten Bureau Veritas. Dieser Vorstoß wurde letztlich durch den Einstieg von Günter und Daniela Herz vereitelt. Die beiden Investoren zahlten für die GL-Anteile seinerzeit 575 Millionen Euro. Seither hat der GL mehrere Unternehmen übernommen wie etwa die britischen Gesellschaften Noble Denton und Garrad Hassan. Damit bauten die Hamburger ihr Geschäft mit Zertifizierungen und technischer Beratung in der Öl- und Erdgasförderung ebenso aus wie in der Windkraftindustrie.

Insgesamt arbeiten weltweit 6700 Menschen, davon 1400 in der Hansestadt für den GL. 2011 lag der Umsatz bei 767 Millionen Euro.