Hamburg. Die Hamburger Sietas-Werft braucht zum Überleben einen neuen Auftrag bis Ende Februar. Dann ist das erste Errichterschiff für die Van-Oord-Gruppe fertig, und es bliebe nichts mehr zu tun. "Die 400 Mitarbeiter und 26 Auszubildenden befinden sich jetzt in einer sehr schwierigen Lage", sagte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Mittwoch in Hamburg.

Denn ohne einen neuen Auftrag wird die niederländische VeKa Gruppe, die Brinkmann Ende Juni als neuen Eigner präsentiert hatte, den Kaufvertrag nicht unterzeichnen. "Wir haben zwar inzwischen noch einen zweiten Interessenten für die Werft aus Deutschland", sagte Brinkmann. Aber auch das mittelständische Unternehmen aus der Metallverarbeitung wolle Sietas nur übernehmen, wenn dort auch Aufträge vorlägen.

Sietas hatte noch bis vor Kurzem fest mit dem Bau eines zweiten Errichterschiff für Offshore-Windkraftanlagen gerechnet. Doch Van Oord legte seine Pläne auf Eis, nachdem der Energiekonzern EnBW die Entscheidung über den Offshore-Windpark "Hohe See" verschoben hatte. Für die Baden-Württemberger sollte Van Oord die einzelnen Anlagen auf See aufstellen.

Der Hintergrund für die Entscheidung von EnBW ist klar: Der Konzern fürchtet, den Park nicht mehr bis Ende 2017 ans Netz bringen zu können. In diesem Fall würde die finanzielle Förderung für den Strom deutlich sinken. Aufgrund der unsicheren Lage wurde das Projekt nun vorerst gestoppt.

Einer der Leidtragenden dieser Entwicklung ist nun die Sietas-Werft. Die Bundesregierung müsse bei der Energiewende auftretende Probleme schneller lösen, forderte Brinkmann am Mittwoch. "Wir bauen das erste Errichterschiff für Offshore-Windkraftanlagen in Deutschland und gleichzeitig wird uns durch einfache Fristenregelungen der Boden unter den Füßen weggezogen", sagte der Insolvenzverwalter. Die IG Metall forderte den Erhalt der Arbeitsplätze und kritisierte gleichzeitig die Regierung. "Sietas darf nicht das Opfer einer verpatzten Energiewende werden", sagte Bezirksleiter Meinhard Geiken.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), der am Mittwoch zur Betriebsversammlung auf die Werft gekommen war, will nun über eine Bundesratsinitiative Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erreichen. Das soll dazu beitragen, dass bislang projektierte Windparks trotz der Verzögerungen auch später noch von der bisherigen Förderung profitieren können.