Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert Webseiten der Lebensmittelkonzerne, die für zucker- und fettreiche Produkte werben

Hamburg. Sie sind kunterbunt und locken mit knuffigen Comicfiguren und eingängigen Musikstücken: Mit kostenlosen Spielen im Internet versuchen immer mehr Lebensmittelhersteller, Kinder für ihre Produkte zu begeistern. Da können die Jüngsten dann Schokoflocken in einem Höhlenlabyrinth sammeln, auf "Fleckenjagd" für eine bekannte Puddingmarke gehen oder die Vorderseite einer Frischkäseverpackung zusammenpuzzeln.

Doch aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg sind solche Werbemaßnahmen ein ausgesprochenes Ärgernis. "Viele Eltern haben sich über die Spiele bei uns beschwert, weil die Internetseiten meist für ausgesprochen zucker- und fettreiche Produkte werben", sagt die Ernährungsexpertin der Organisation, Silke Schwartau. "Im Gegensatz zu Erwachsenen können Kinder noch nicht ausreichend zwischen Marketing und Information unterscheiden und sind daher besonders anfällig für solche Werbeattacken."

Eine Untersuchung von zehn Onlinespielen hat nach Angaben der Verbraucherschützer gezeigt, dass die Hersteller ihre Angebote häufig noch mit zusätzlichen Gewinnspielen kombinieren und auch persönliche Daten wie Alter oder Namen der Kinder erheben. Zudem würden die Unternehmen gern den wahren Kaloriengehalt ihrer Süßigkeiten verschleiern, indem sie von unrealistisch kleinen Portionsgrößen ausgingen.

Ein besonders hohes "Kinderfängerpotenzial" attestieren die Verbraucherschützer den Spielen von Pombär-Chips (Intersnack), Leibniz Zoo-Keksen (Bahlsen) und dem Überraschungsei (Ferrero). So lässt Intersnack auf der eigenen Webseite Chips aus verschiedenen, virtuellen Zutaten herstellen und garniert das Angebot zugleich mit einem eingängigen Werbesong, Fragen nach persönlichen Daten für den "Pombär Club" und einem "Sag's weiter"-Button, um die Werbebotschaft unter Freunden zu verbreiten.

Keksproduzent Bahlsen lockt die Kinder hingegen mit Zeichentrickfiguren in einen virtuellen Zoo und kombiniert das Angebot noch mit bunten Aufklebern und einem dazu passenden Sammelalbum. Kritisiert werden aber auch Spiele von Nesquick-Hersteller Nestlé, Fruchtzwerge-Produzent Danone, Choco Krispies (Kellogg's), Capri Sonne und Milka.

Angesichts der immer größeren Verbreitung der Onlinespiele fordert Ernährungsexpertin Schwartau ein generelles Verbot dieser Art der Werbung für Kinder. Weder die Verhaltensgrundsätze des Deutschen Werberats noch die Selbstverpflichtungsklauseln der Industrie hätten sich bislang als wirksam erwiesen, um diese Marketingtricks einzudämmen. "Nur klare und wirkungsvolle Sanktionen können die Werbeattacken gegen Kinder stoppen", ist die Expertin überzeugt.