Bund und Frankreich wollen offenbar jeweils zwölf Prozent halten

Berlin/Paris. Beim Luft- und Raumfahrtunternehmen EADS steht mit Deutschland ein dritter staatlicher Großaktionär vor der Tür. Der Airbus-Mutterkonzern bestätigte gestern Gespräche, in denen "Hauptaktionäre mögliche Veränderungen der Aktionärsstruktur" diskutierten. Das Unternehmen beteilige sich aktiv daran. In den Diskussionen über einen neuen Aktionärspakt zeichnet sich eine Lösung ab, nach der der deutsche und der französische Staat auf je zwölf Prozent der Anteile kommen würden. Spanien soll dann vier Prozent halten. Eine Einigung gelang den Beteiligten in Verhandlungen über das Wochenende in Paris zwar nicht, doch kam man sich sehr nahe, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus dem Umkreis der Gespräche erfuhr. Eine Einigung noch in dieser Woche wird für möglich gehalten.

Die Bundesregierung bestätigte die Gespräche, die am Sonnabend angelaufen seien. "Das Ergebnis ist noch offen", sagte gestern ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Er nährte aber die Hoffnung auf eine schnelle Verständigung: "Angestrebt wird, schnellstmöglich zu einer Einigung zu kommen."

Nach dem Plan würden die drei Staaten auf zusammen 28 Prozent an EADS kommen. Sie hätten damit noch einen Puffer - etwa für Käufe weiterer kleiner Pakete - bis zur Schwelle von 30 Prozent, ab der sie den übrigen EADS-Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten müssten. Damit würden sie EADS auch Spielraum für einen Aktienrückkauf geben, etwa um Anteile der verkaufswilligen industriellen EADS-Aktionäre Daimler und Lagardere zu erwerben und sie nachher einzuziehen.

Die neue Anteilsstruktur ist politisch hochsensibel. Der französische Staat, der derzeit mit 15 Prozent an EADS beteiligt ist und daran ursprünglich festhalten wollte, müsste drei Prozent abgeben oder auf deren Stimmrechte verzichten. Im Gespräch ist daher eine Stiftung in den Niederlanden, dem Sitz von EADS. Nur so ließe sich die deutsch-französische Balance bei je zwölf Prozent herstellen. Deutschland müsste vom deutschen EADS-Großaktionär Daimler und der Investorengruppe Dedalus über die Staatsbank KfW ein EADS-Aktienpaket kaufen.

Das gilt in Verhandlungskreisen als kein großes Problem mehr. Die Gespräche mit Dedalus sind offenbar weit fortgeschritten. Die KfW hat bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde bereits eine Aufstockung bei Dedalus auf 65 Prozent angemeldet. Damit käme sie auf 5,8 Prozent an der EADS.