Dirk Jens Nonnenmacher wird Untreue und falsche Verdächtigung vorgeworfen. Durchsuchung seiner Wohnungen in Hamburg und Frankfurt.

Hamburg/Frankfurt. Neuer Ärger für Dirk Jens Nonnenmacher: Zeitgleich haben Beamte der Staatsanwaltschaft Kiel Wohnungen des ehemaligen HSH-Nordbank-Chefs in Hamburg und Frankfurt durchsucht. Wie am Freitagabend bekannt wurde, stellten sie am Mittwoch schriftliche Unterlagen und Computer sicher. Die Ermittlungsbehörde in Schleswig-Holstein bestätigte damit einen Bericht von "Spiegel Online".

Hintergrund der Razzia ist ein Verfahren wegen falscher Verdächtigung und Untreue im Zusammenhang mit der Entlassung des früheren HSH-Vorstands Frank Roth im Jahr 2009. Dieses Verfahren hatte sich bislang gegen den früheren Chefjustiziar der Bank, Wolfgang G., gerichtet. Neue Erkenntnisse haben jetzt offenbar dazu geführt, die Ermittlungen auf Nonnenmacher auszudehnen. Details wollte die Staatsanwaltschaft Kiel nicht nennen. Sprecherin Birgit Heß bestätigte lediglich, dass "Beweismaterial" sichergestellt wurde. Kurioserweise hatten Nonnenmacher und Roth eine Zeit lang in dem jetzt durchsuchten Gebäude am Pöseldorfer Weg im Stadtteil Rotherbaum gewohnt.

Dem Untreueverdacht gegen Nonnenmacher liegen Zahlungen an die Sicherheitsagentur Prevent zugrunde, die die Bank in diesem Zusammenhang tätigte. Ein HSH-Sprecher sagte, die Bank habe bereits Akteneinsicht bei der Staatsanwaltschaft Kiel beantragt. Werde die gewährt, wolle man "prüfen, ob sich aus den Ermittlungsakten neue Erkenntnisse ergeben, die uns zur Geltendmachung von Ansprüchen gegen die Beschuldigten ermächtigen".

Der Fall Roth war einer der spektakulärsten Skandale rund um die HSH Nordbank. 2009 hatte die Bank dem Manager vorgeworfen, geheime Unterlagen an britische Journalisten weitergegeben zu haben. Er wurde fristlos entlassen und angezeigt. Die Staatsanwaltschaft Kiel fand jedoch keine Beweise für die Vorwürfe und kehrte den Spieß um. Offensichtlich sei Roth Opfer einer Falschbezichtigung geworden, hieß es. Die Staatsanwaltschaft ermittelte daraufhin gegen den Justiziar.

HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper wehrte sich dennoch lange dagegen, Roth zu rehabilitieren. Für eine Einigung sei "weder moralisch noch rechtlich irgendein Raum", schrieb er Roth noch im Juli 2010. Erst ein halbes Jahr später, als Nonnenmachers Rauswurf bevorstand, lenkte auch Kopper ein. Roth wurde voll rehabilitiert und erhielt eine Millionenabfindung.

Die Razzia beim Ex-HSH-Chef komme nicht überraschend, sagte ein Sprecher von Roth: "Sollte Herr Nonnenmacher nun bezüglich diverser Straftatbestände im Fall Roth in Kiel angeklagt werden, wird Frank Roth dem Prozess als Nebenkläger beitreten."

Unabhängig von den Kieler Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen der verlustreichen "Omega"-Geschäfte Anklage gegen Nonnenmacher wegen Untreue erhoben. In dem Zusammenhang wurde kürzlich bekannt, dass er seine Abfindung von vier Millionen Euro möglicherweise unabhängig vom Ausgang des Verfahrens behalten darf.

Im Interview mit dem Abendblatt sagte der neue HSH-Vorstandschef Constantin von Oesterreich, er könne verstehen, dass das Thema die Menschen bewegt. "Ich gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat Maßnahmen ergreift, um eine Verjährung von Schadenersatzansprüchen zu verhindern."