Unternehmen zahlen im Schnitt 30,10 Euro je Stunde. Problem mit Leistungsbilanzüberschuss

Düsseldorf. Die Arbeitskosten für Deutschlands Wirtschaft sind 2011 laut einer Studie erstmals seit der Jahrtausendwende stärker gestiegen als im europäischen Durchschnitt. Arbeitgeber hätten je Arbeitsstunde 30,10 Euro bezahlen müssen, teilte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gestern in Düsseldorf mit. Dies habe einem Anstieg um drei Prozent gegenüber dem Jahr zuvor entsprochen. In der Euro-Zone und der EU erhöhten sich die Arbeitskosten demnach jeweils um durchschnittlich 2,7 Prozent.

Mit den 30,10 Euro je geleisteter Arbeitsstunde liege Deutschland auf Platz sieben im Vergleich der 27 EU-Staaten, so die Hans-Böckler-Stiftung. Am höchsten seien die Arbeitskosten in Belgien mit 39,30 Euro, in Schweden mit 39,10 Euro und in Dänemark mit 38,80 Euro gewesen. Frankreich - ebenfalls ein wichtiger Handelspartner Deutschlands - liege mit 34,20 Euro je Arbeitsstunde auf Platz vier. In den Krisenstaaten der Euro-Zone, Irland, Italien, Spanien, Griechenland und Portugal, reichten die Arbeitskosten von zwölf Euro bis 26,80 Euro.

Die Zahlen zeigten, dass Deutschland "ein Land mit hervorragender internationaler Wettbewerbsfähigkeit" sei, sagte Gustav Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK. Kehrseite davon sei allerdings, dass sich Löhne und Gehälter in Deutschland in den vergangenen Jahren nur schwach entwickelt hätten, was den privaten Konsum belastet habe. Deswegen sei der Export für Deutschland von besonderer Bedeutung gewesen. Es exportiere seit Jahren mehr als es importiere. Daraus entstünden Überschüsse in der sogenannten Leistungsbilanz, welche die Handelspartner unter Druck setzten.

Leistungsbilanzüberschüsse machten es "schwer, die Krise im Euro-Raum zu bewältigen", erklärte IMK-Experte Horn. Mit Leistungsbilanzüberschüssen wachsen die Schulden des Auslandes an Deutschland. Dadurch vergrößert sich auch das Risiko, dass aus den Forderungen deutscher Unternehmen gegenüber ausländischen Handelspartnern Verluste entstehen, weil das Ausland seine Schulden nicht mehr zurückzahlen kann. Das IMK wertete für die Untersuchung Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat aus.