Hamburg. Die mehr als 5000 Mitarbeiter in der Hamburger Grundstoffindustrie fürchten um ihre Jobs, wenn nicht die betreffenden Unternehmen auch künftig von den immer weiter steigenden Abgaben zur Förderung erneuerbarer Energien entlastet werden. "Wir müssen unsere Industriearbeitsplätze und damit unsere Wirtschaftskraft erhalten", schreiben die Betriebsratsvorsitzenden von Aurubis, Holborn Europa Raffinerie, Trimet, ArcelorMittal Hamburg und der H&R Ölwerke Schindler in einem Brandbrief. Denn die Erzeugnisse der Hamburger Firmen wie Stahl, Kupfer, Aluminium oder Mineralöl werden weltweit zum gleichen Preis gehandelt. Mit höheren Energiekosten, etwa durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) oder steigende Netznutzungsentgelte wären Firmen aus Deutschland gegenüber dem ausländischen Wettbewerb benachteiligt.

"Wenn die Grundstoffindustrie nicht vor staatlichen Zusatzbelastungen geschützt wird, könnte Hamburg auf der Strecke bleiben", fürchtet Trimet-Betriebsratschef Bernd Siemon. Das Aluminiumwerk verbraucht in etwa so viel Strom im Jahr wie die Hansestadt Lübeck. 320 Mitarbeiter und ihre Familien wären betroffen, wenn das Aluminiumwerk, das seine Aktivitäten eigentlich erweitern will, wegen zu hoher Energiepreise zum zweiten Mal schließen müsste. "Der Energieposten unser zweitgrößter Kostenfaktor. Die finanziellen Mittel in der Industrie sind jedoch begrenzt, sodass keine wettbewerbsverzerrenden Zuschläge auf Energie gezahlt werden können", sagte Detlev Wösten, Vorstandsmitglied von H&R, der Mutter der Ölwerke Schindler. Vielmehr müsse die Industrie ihre Mittel in die Ausbildung und in Innovationen investieren.

"Die Bundesregierung hat bislang noch kein nachvollziehbares Konzept vorgelegt, wie sie die Energiewende kosteneffizient und sozialverträglich umsetzen wird", kritisiert Jan Eulen, Bezirksleiter der Gewerkschaft IG BCE in Hamburg. "Ich habe die Sorge, dass Belastungen auf die Industrie heruntergebrochen werden, die es in keinem anderen Land gibt."