Brüssel. Gekappte Produktionsziele und sinkende Neuzulassungen in Europa, ungebremste Wachstumsfantasien auf anderen Kontinenten: Deutsche Hersteller müssen den Schwung der Automärkte außerhalb Europas nutzen, um nicht noch größere Probleme zu bekommen. Das Geschäft in den krisengeschüttelten Ländern Süd- und Westeuropas bleibt auch im Oktober schwach. Nach Angaben des europäischen Automobilverbands Acea plagen die Pkw-Branche seit mehr als einem Jahr schrumpfende Neuzulassungszahlen. Sie sanken im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,8 Prozent - und damit den 13. Monat in Folge, teilten die Experten in Brüssel mit.

Speziell im Süden bleibt die Lage brenzlig: Spanien ( minus 21,7 Prozent) und Italien (minus 12,4) verbuchten zweistellige Rückgänge. In Frankreich betrug das Minus 7,8 Prozent. Ein Lichtblick: In Großbritannien sprangen die Neuzulassungen um 12,1 Prozent nach oben. Der Druck auf die Hersteller ist damit aber kaum geringer geworden. Betroffen sind vor allem Hersteller wie Opel, Renault, Peugeot, Fiat und Ford, die auf hohe Stückzahlen zu günstigen Preisen setzen - wegen der Arbeitslosigkeit in den Krisenstaaten Südeuropas aber kaum noch Autos verkaufen und zum Teil Werke schließen müssen. Dagegen stabilisierten sich die Premiumhersteller Daimler, BMW und Audi, die bei den Marktanteilen zulegten.

Besonders die Audi-Mutter Volkswagen ist auf dem Vormarsch. Mit einem Marktanteil von 25,5 (Vorjahr: 23,9) Prozent kam mehr als jeder vierte Neuwagen in der EU von den Wolfsburgern. Dennoch dämpft VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler für die Zukunft den Optimismus: "Vor allem die Märkte in Westeuropa bleiben von Unsicherheiten geprägt." VW profitiert noch besonders stark von der Kauflust der Kunden in China und den USA. In den ersten zehn Monaten setzten die VW-Marken auf dem wichtigsten Markt China 2,26 Millionen Autos ab - fast 20 Prozent mehr. In Nordamerika waren es gut ein Viertel mehr verkaufter Autos. Der Münchner Konkurrent BMW meldete ebenfalls klare Zuwächse in Amerika (plus 20 Prozent) und Asien (plus 36 Prozent).