Hamburg. EU-Justizkommissarin Viviane Reding hat gestern ihren Vorstoß zur Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsräten großer Konzerne verteidigt. Sie wies die Kritik der Bundesregierung an dem von der EU-Kommission beschlossenen Gesetzentwurf zurück. In den Römischen Verträgen, der Vertragsgrundlage der EU, stehe, "dass die Union die Zuständigkeit für Gleichstellung hat". Bis 2020 sollen laut der Quote 40 Prozent der Aufsichtsratsposten in großen europäischen Unternehmen von Frauen besetzt sein.

Männer waren in der Unterzahl bei der Veranstaltung von Handelskammer, Hamburgischem WeltWirtschaftsInstitut (HWWI), Bundesbank und Finanzplatz Hamburg. "Dabei haben wir genauso viele Männer wie Frauen eingeladen", sagte Adelheid Sailer-Schuster, Präsidentin der Bundesbank in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern vor rund 250 Gästen. Vor rund zwei Jahren hat Sailer-Schuster das Forum als informellen Zusammenschluss gegründet, um zu erreichen, dass in der Finanz- und Versicherungsbranche mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Inzwischen gibt es bereits rund 70 Mitglieder. "Frauen haben heute auf Veranstaltungen in der Finanzwelt noch einen Exotenstatus", so Sailer-Schuster.

Die Bundesbankerin bekannte, dass sie früher gegen eine Quote war, jetzt aber eingesehen habe, dass es ohne nicht geht. Auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sprach sich dafür aus, zumal der Senat erfolgreich einen Bundesratsantrag zu dem Thema initiiert hat. Handelskammer-Präses Fritz Horst Melsheimer ist gegen eine gesetzliche Regelung und setzt auf Freiwilligkeit der Wirtschaft. Doch das hat bislang nicht geklappt. "Die Politik hat den Unternehmen elf Jahre Zeit gegeben, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen", sagte Scholz. Es sei seitdem zu wenig geschehen.