An der Hamburger Alster verarbeiten mehrere Schmuckhersteller nur Edelmetall, das umweltverträglich und fair abgebaut wird.

Hamburg. Von all der Umweltverschmutzung, dem Gift und dem Elend der Minenarbeiter ist beim Verkauf nichts mehr zu sehen. Gold glänzt nur, wenn es in Form eines kleinen Barrens einer Krügerrand-Münze oder als Trauring über Hamburgs Ladentische geht. Es verkörpert Wertbeständigkeit oder ist Symbol ewig versprochener Liebe.

Rund 2800 Tonnen Gold wurden im vergangenen Jahr weltweit in den Minen gefördert. Unmengen an Gestein mussten dazu bewegt, Gifte wie Cyanid oder Quecksilber eingesetzt werden, um kleinste Mengen des Edelmetalls zu binden. "Bei einem zehn Gramm schweren Goldring aus herkömmlich geförderten Edelmetall entstehen 3,4 Tonnen chemisch belasteter Abfall", sagt Jan Spille von der Trauringe Manufaktur in Hamburg. "Durch die Behandlung mit Cyanid lösen sich nicht nur kleinste Goldpartikel, sondern auch Schwermetalle wie Arsen, Uran und Blei aus dem Gestein." Gold gehört zu den Rohstoffen, für deren Gewinnung der höchste Aufwand betrieben werden muss. So ist es schon ein guter Wert, wenn aus einer Tonne Gestein 1,7 Gramm Gold gewonnen werden können. Doch es gibt Alternativen zur herkömmlichen Goldförderung, die die Lebensräume von Menschen zerstört.

Hamburg gilt in Deutschland als das Zentrum für die Verarbeitung von grünem Gold zu Schmuck. Zwar beschäftigen sich weniger als zehn Goldschmiede mit dem Thema, aber verglichen mit anderen Städten ist das schon viel. "Ich merke das daran, dass viele Kunden auch aus anderen deutschen Städten oder gar dem Ausland zu uns kommen", sagt Goldschmied Jan Spille vom Hamburger Schmuck Atelier. Er hat sich auf Trauringe spezialisiert.

"Wir verarbeiten dafür nur Gold aus Minen des Kleinbergbaus, die nach ökologischen und sozialen Standards betrieben werden oder recyceltes Gold", sagt Spille. Das Konzept kommt an, obwohl die Kunden dafür acht Prozent mehr im Vergleich zu konventionell gefördertem Gold bezahlen müssen. "Trauringe als das Symbol der Liebe bieten sich dafür an, auch an das Material besondere Ansprüche zu stellen", sagt Spille. "Wenn das Geschäft in diesem Jahr so weiterläuft wie bisher, können wir den Umsatz 2012 um 250 Prozent steigern."

Auch Thomas Becker, Obermeister der Hamburger Gold- und Silberschmiede-Innung hat ehrgeizige Pläne in seinem Atelier für Schmuck. "Unser Ziel ist es, in sieben Jahren unseren angefertigten Schmuck zu 100 Prozent aus ökofairem Gold und Recyclinggold herzustellen", sagt Becker. In diesem Jahr liegt der Anteil an konventionell geförderten Gold noch bei 25 Prozent. Der Rest entfällt auf grünes Gold und Recyclinggold. "Unsere Kunden bezahlen je nach Materialanteil fünf bis zehn Prozent mehr im Vergleich zu Schmuck, der aus konventionell gefördertem Gold hergestellt wird", sagt Becker.

Das in Hamburg verarbeitete grüne Gold kommt aus Kolumbien und Argentinien. Die Mine Oro Verde in Kolumbien ist bisher weltweit das einzige Projekt, das von der Fair Trade Labelling Organisation in New York dreifach zertifiziert wurde. Das Gold wird ökologisch gewonnen, und es gibt faire Arbeitsbedingungen sowie einen fairen Handel. "Das Edelmetall wird mit Hacke und Schaufel im Kleinbergbau gewonnen", sagt Spille. Damit erfolgen nicht so große Eingriffe in die Umwelt wie beim Großbergbau, aus dem allerdings fast 90 Prozent der jährlichen Goldförderung kommen.

"Das Wichtigste ist aber, dass die Arbeiter in den Minen Oro Verde sowie Ecoandina in Argentinien auf den Einsatz von Quecksilber verzichten", sagt Spille, der selbst die Mine in Argentinien besucht hat, die in Form einer Genossenschaft arbeitet. Denn 30 Prozent der weltweiten Quecksilber-Emissionen, die Boden und Trinkwasser verseuchen, werden durch den Kleinbergbau verursacht. "Durch die Vermeidung von Quecksilber verringert sich die Ausbeute der Schürfer um 20 bis 30 Prozent", sagt Spille.

Deshalb ist ökologisch gefördertes und fair gehandeltes Gold teurer als konventionell gewonnenes. "Es liegt 25 Prozent über dem Weltmarktpreis von aktuell 1728 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Kunde spürt diesen Aufpreis allerdings nicht in diesem Ausmaß, weil der Materialwert nur zu einem bestimmten Anteil den Gesamtpreis bestimmt und der Schmuck auch nicht aus reinem Feingold ist.

Die Schürfer erhalten 95 Prozent des Weltmarktpreises. Hinzu kommen Aufschläge. Zehn Prozent gibt es, wenn zumindest die Arbeitsbedingungen und Entlohnung bestimmten Standards entsprechen. 15 Prozent Aufschlag auf den Weltmarktpreis werden gezahlt, wenn neben fairen Arbeitsbedingungen auch ökologische Kriterien bei der Förderung beachtet werden. Der Rest des Aufpreises von 25 Prozent entfällt auf Rohverarbeitung des Edelmetalls und Versicherung für den Transportweg nach Deutschland.

Dass in Hamburg grünes Gold verarbeitet wird, ist vor allem dem Engagement einzelner Goldschmiede wie Spille und Becker zu verdanken. Es wird aber noch nicht von Scheideanstalten vertrieben. Den steigenden Goldpreis findet er eher positiv für ein Umdenken bei der Förderung des gelben Metalls. "Durch den hohen Preis bekommt auch die Förderung von Gold und die damit verbundenen Umweltschäden mehr Aufmerksamkeit."

Insgesamt gibt es in Deutschland schon rund 2000 Fairtrade-Produkte wie Kaffee, Schokolade oder Bananen. Im nächsten Jahr könnte Gold hinzukommen. "Viele Scheideanstalten und Goldschmiede sind bereit für fair gehandelte Rohstoffe zu bezahlen", sagt Mariska Przyklen vom gemeinnützigen Verein Fairtrade. "Wir arbeiten an einem Siegel für Gold, das 2013 eingeführt werden soll", sagt sie.