Flensburger Förde Reederei Seetouristik betreibt weltweit Fahrgastschiffe - von Finnland bis Oman. Jährlich 5,4 Millionen Passagiere.

Flensburg. Wer in Oman von Muscat nach Khasab mit dem Schiff fahren möchte, kommt um Flensburg nicht herum. Zwar nicht auf direktem Weg, aber indirekt ist Flensburg dabei, wenn die Reisenden im Sultanat die Fähre besteigen. Die Förde Reederei Seetouristik (FRS), die im vergangenen Jahr rund 5,4 Millionen Passagiere und 1,3 Millionen Fahrzeuge beförderte, hat ihren Sitz im Norden Deutschlands, bedient aber Ziele von Finnland bis Oman.

Die Expansion in exotische Gebiete sorgte bei den Norddeutschen nie für Sorgenfalten: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagt Pressesprecherin Birte Dettmers. Generell ist es nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder nichts Besonderes, dass deutsche Firmen, etwa im Offshore-Bereich, weltweit agieren. Im Bereich der Fahrgastschifffahrt sei ein Engagement wie das der FRS-Gruppe aber "schon ein bisschen ungewöhnlich", sagt Pressesprecher Christof Alexander Lauer. In diesem Bereich seien deutsche Unternehmen bislang vor allem im Inselverkehr engagiert. Die FRS-Gruppe beschäftigt weltweit mittlerweile rund 1000 Mitarbeiter, die Höhe des Umsatzes wird unterdessen nicht genannt.

Bei den einstigen Konkurrenten Förde-Reederei und Seetouristik, die sich 1991 zur FRS zusammengeschlossen hatten, waren es über Jahrzehnte die Butterfahrten, die das Geld einbrachten. Als das Ende dieser Geschäfte und von Duty-free kam, "dachten wir, wir müssen zusammengehen", berichtet Dettmers. Nach der Wiedervereinigung expandierte FRS in Ostdeutschland, übernahm dort die Weiße Flotte in Stralsund, die unter anderem Fähren nach Hiddensee betreibt. Zuvor wurden schon Sylt und Helgoland angefahren: Stück für Stück baute die FRS seitdem ihr Angebot aus. Zur Jahrtausendwende weitete die Gruppe ihr Engagement in Spanien aus. "Einer unserer Kapitäne war mit einer Spanierin verheiratet", erzählt Dettmers. Schließlich wurde die Südspitze der Halbinsel für eine Fährverbindung ins Visier genommen: "Das ist ja die kürzeste Verbindung zwischen zwei Kontinenten."

Inzwischen sei das Unternehmen dort Marktführer. Seit 2000 sind die Flensburger zwischen Spanien und Marokko vertreten, bedienen mit Katamaranen unter anderem die Strecken von Tarifa nach Tanger und von Algeciras nach Ceuta. In Arabien lief das Engagement anders ab: "Die Omanis kamen auf uns zu", erinnert sich Dettmers. "Sie hatten Geld, aber nicht das Wissen, wie man Fährlinien betreibt." Seit 2008 ist das Flensburger Unternehmen auch im Golf von Oman vertreten. "Die Fähren wurden extra dafür gebaut", sagt Dettmers, "und mit 52 Knoten sind sie die schnellsten Katamarane der Welt." Das sei den Scheichs wichtig gewesen.

In Flensburg selbst hat die FRS-Gruppe nur noch ihren Verwaltungssitz. Dort registriert man auch die standortspezifischen Anforderungen. So sei ein geführter Tagesausflug in Marokko sinnvoller als in Deutschland, sagt Dettmers. Die Bundesbürger bevorzugten dagegen Paketangebote wie Architekturführungen auf Helgoland oder Piratenfahrten, in Oman würden unterdessen Buffetfahrten geboten.

Konkurrenz sieht die FRS in Freizeitangeboten, aber auch in Billigfliegern. Die Finanzkrise spüren sie auch - etwa bei der Spanien-Marokko-Verbindung: "Die marokkanischen Gastarbeiter kommen momentan nicht mehr so zahlreich", sagt Dettmers.

Insgesamt war 2011 für die deutsche Passagierschifffahrt nach Angaben der Deutschen Bundesbank wieder ein besseres Jahr, was die Umsätze betrifft. Mit 208 Millionen Euro werden allerdings die Zahlen von 2008 noch nicht wieder erreicht - das war aber auch das stärkste Jahr seit den Neunzigern.

Der neueste Trend für die Flensburger ist der Offshore-Bereich. Seit Oktober bedient die FRS gemeinsam mit Windcat Workboats, einem Anbieter von Crew-Transferschiffen, von Rostock aus den Windpark "Baltic 1". Trotz der weltweiten Orientierung, bei der es laut Dettmers keine Grenzen geben soll - "wir haben gesagt, wir gehen in die Welt hinaus" - soll Flensburg der Standort der Gruppe bleiben. "Wir wollen die Tradition wahren, und bei unserer Ausrichtung nach Skandinavien macht das auch Sinn."