Eigenkapital sinkt auf weniger als die Hälfte des Grundkapitals

Hamburg. Das wirtschaftlich angeschlagene Hamburger Solarunternehmen Conergy, das seit Jahren in der Krise steckt, ruft seine Aktionäre zu einer außerordentlichen Hauptversammlung zusammen. Der Grund dafür: Die Höhe des Eigenkapitals ist zum Stichtag 30. September auf 72 Millionen Euro gesunken, das ist weniger als die Hälfte des Grundkapitals, das bei Conergy 160 Millionen Euro beträgt. Im dritten Quartal hatte Conergy einen Liefervertrag für sogenannte Siliziumwafer mit dem US-Unternehmen MEMC aufgelöst, der noch bis 2018 gelaufen wäre und der das Unternehmen in Existenznot gebracht hätte. Im Gegenzug musste Conergy 21 Millionen Dollar (16,14 Millionen Euro) zahlen, wodurch das Eigenkapital belastet wurde.

Eine Conergy-Sprecherin sagte, für den Termin einer außerordentlichen Hauptversammlung sei eine Vorlauffrist von sechs Wochen nötig. Das Aktionärstreffen werde voraussichtlich noch vor Weihnachten stattfinden. Zweck sei es, den Aktionären die aktuelle Lage zu erläutern. "Wir planen derzeit keine Beschlüsse zu Kapitalmaßnahmen auf der Aktionärsversammlung", sagte Conergy-Chef Philip Comberg. "Wir kommen lediglich unserer rechtlichen Informationspflicht an unsere Aktionäre nach."

Die deutsche Solarbranche steht flächendeckend unter Druck, wegen sinkender Einspeisevergütungen für Solarstrom ebenso wie durch Überkapazitäten am Solarmodulmarkt und fehlende Projekfinanzierungen. Siemens steigt aus dem Geschäft mit der Stromerzeugung aus Sonnenwärme nach kurzer Zeit wieder aus. Bosch will Teile seiner Fotovoltaikproduktion einstellen. Fotovoltaik ist die Erzeugung von Strom aus Sonnenlicht. Verschiedene deutsche Solarhersteller gingen in jüngerer Zeit insolvent. Der einst führende Anbieter von Solarzellen, das insolvente Unternehmen Q-Cells aus Bitterfeld, wurde kürzlich an den Konzern Hanwha in Südkorea verkauft.

Auch Conergy kämpft seit Jahren um die Existenz. Das Hamburger Unternehmen wurde neben den Verwerfungen des Solarmarktes zusätzlich durch interne Managementfehler schwer belastet. Gegründet 1998 als Solartechnikhändler und Montageanbieter, entwickelte sich Conergy innerhalb weniger Jahre zu einem Mischkonzern für erneuerbare Energien, überdehnte sich dabei und drohte Mitte des vergangenen Jahrzehnts zusammenzubrechen. Es folgte eine Rückbesinnung auf die Fotovoltaik, allerdings nun mit einer eigenen Hightech-Fabrik in Frankfurt an der Oder. Die dortige Fotovoltaikproduktion jedoch rentiert sich mittlerweile nicht mehr, auch wegen der massiven Konkurrenz aus China. Conergy fertigt nun in Frankfurt an der Oder nur noch Solarmodule, die letzte Stufe des Fertigungsprozesses.

Die Sprecherin sagte dem Abendblatt, Conergy konzentriere sich vor allem auf seine Rolle als Systemanbieter von Fotovoltaikanlagen - mit Technologien auch anderer Hersteller. Von 1200 Conergy-Beschäftigten arbeiten derzeit rund 260 in Hamburg.