HWWI und BDO entwickeln Index für die Bewertung von internationalen Absatzmärkten und Produktionsbedingungen im Ausland

Hamburg. Mittelständische Firmen können sich künftig einfacher bei der Suche nach neuen Absatzmärkten oder Produktionsstandorten orientieren. Die Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) haben einen internationalen Kompass erarbeitet, der bei der Standortsuche hilft. Er geht über ein reines Ranking hinaus, wie es auch von anderen Organisationen angeboten wird.

Untersucht wurden insgesamt 174 Länder nach ihren ökonomischen, politisch-rechtlichen und soziokulturellen Rahmenbedingungen. Zu Letzterem zählen etwa das Bevölkerungswachstum, Bildung und die Pro-Kopf-Konsumausgaben. Die politischen Rahmenbedingungen werden von politischer Stabilität, Investitionsfreiheit und Korruptionskontrolle bestimmt. Unter die ökonomischen Bedingungen fallen Faktoren wie Pro-Kopf-Einkommen, Inflation und Steuern. Dabei wurden meist die Werte der vergangenen fünf Jahre betrachtet. Die drei Bereiche wurden für die Berechnung eines Indexwertes zu je einem Drittel gewichtet. Maximal waren 100 Punkte möglich. Das beste Land, Singapur, kommt auf rund 78 Punkte. Neben der Gesamtbewertung wurde die Attraktivität der Länder als Absatzmarkt und Produktionsstandort extra bewertet.

"Wir bieten nicht nur ein Ranking, sondern das webbasierte Recherchetool ermöglicht auch den Vergleich einzelner Länder oder Regionen nach verschiedenen Kriterien", sagt BDO-Vorstand Arno Probst. "Das kann zwar nicht die Standortanalyse im Rahmen eines Projekts vor Ort ersetzen, aber es ermöglicht eine erste Orientierung." Der kostenlose Zugang für die Firmen ist unter www.bdo-ibc.de möglich.

"Die europäischen Absatzmärkte stagnieren weitgehend, deshalb ist es für alle Firmen wichtig, den Blick auf fernere Welten zu richten", sagt HWWI-Chef Thomas Straubhaar. Länder wie Singapur oder Hongkong haben die höchsten Absatzchancen. Katar zeichnet sich unter den Top 10 vor allem durch ein überdurchschnittliches Einkommen aus. "Bisher haben die Mittelständler vor allem Asien als Absatzmarkt im Blick gehabt", sagt Probst. "Die Chancen in Lateinamerika sind sicher noch nicht so erkannt." Als Produktionsstandort stechen hier vor allem Costa Rica, El Salvador sowie Trinidad und Tobago hervor. Wichtigster Absatzmarkt in Lateinamerika ist Brasilien, gefolgt von Argentinien und Peru. Dagegen sind die Risiken auf dem afrikanischen Kontinent sehr hoch. "Abgesehen von Südafrika können sich hier die Bedingungen sehr schnell ändern", sagt Probst.

Der internationale Business Kompass soll jährlich aktualisiert und durch zusätzliche Themen wie etwa einem Branchenindikator ergänzt werden, kündigte Straubhaar an.