Russischer Staatskonzern Rosneft zahlt Dutzende Milliarden Dollar an BP und Oligarchen

Moskau/London. Russland schafft mit der Übernahme des russisch-britischen Unternehmens TNK-BP den größten börsennotierten Ölkonzern der Welt. Das Geschäft habe ein Gesamtvolumen von 61 Milliarden US-Dollar (46,76 Milliarden Euro), sagte gestern der Chef des russischen Staatskonzerns Rosneft, Igor Setschin, bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin. Rosneft kauft vom britischen Konzern BP sowie vom russischen Oligarchenkonsortium AAR jeweils 50 Prozent an TNK-BP.

Russische Kommentatoren sprachen von einem "epochalen Vertrag", mit dem Rosneft den US-Konkurrenten ExxonMobil als größten Ölkonzern ablöse. Auf 4,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag schätzen Experten die Fördermenge des neuen Megakonzerns. Es handelt sich um den größten Deal der Ölbranche seit dem Zusammenschluss von Exxon und Mobil 1999.

Das Milliardengeschäft gilt als neuer Erfolg Putins bei dessen Ziel, die Rohstoffschätze des Riesenreichs wieder unter staatliche Kontrolle zu bekommen. "Dieses große Geschäft ist nicht nur für den russischen Energiesektor wichtig, sondern auch für die Wirtschaft des Landes", sagte Putin.

Rosneft werde BP 17,1 Milliarden US-Dollar zahlen, teilten die Briten mit. Zudem bekomme BP einen Anteil von 12,84 Prozent an Rosneft zu einem Preis für die Aktie von acht US-Dollar. Damit werden die Briten größter Rosneft-Aktionär nach dem Staat, der momentan direkt und indirekt knapp 85 Prozent hält. "Rosneft wird einer der Größten in der globalen Ölindustrie", sagte BP-Aufsichtsratschef Carl-Henric Svanberg erfreut. BP könne deshalb solide Gewinne erwarten. Der Konzern bekomme einen "nachhaltigen Anteil an Russlands Energiezukunft". Das Oligarchenkonsortium AAR bekommt laut Setschin 28 Milliarden US-Dollar.

Analysten fragten, woher Rosneft das Kapital nehme. Rosnefts Aufstieg begann 2005, als der Konzern den Großteil des Ölkonzerns Yukos von Putin-Kritiker Michail Chodorkowski übernahm. Dieser wurde in spektakulären Prozessen wegen Unterschlagung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung zu langjähriger Haft verurteilt. Yukos musste in die Insolvenz und wurde zerschlagen. Chodorkowski gehörte zu einer kleinen Gruppe russischer Unternehmer, die in den Zeiten der Privatisierung durch den günstigen Erwerb von Staatsbetrieben reich wurden. Er hat das Vorgehen gegen ihn stets als politisch motiviert bezeichnet und vermutet das Präsidialamt im Kreml als Drahtzieher dahinter. Dort war der heutige Rosneft-Chef Setschin damals unter Putin Vizestabschef.