Auch Netzgebühren steigen in der Spitze um 27 Prozent. Bis zu 30 Euro Mehrkosten im Jahr

Berlin/Hamburg. Der Strompreis steigt und steigt: Neben der deutlich höheren Ökostromumlage treiben im nächsten Jahr auch die Netzgebühren den Strompreis in neue Höhen. Wie das Vergleichsportal Verivox mitteilte, erhöhen die Netzbetreiber die Entgelte um durchschnittlich zehn Prozent - einige sogar um 27 Prozent. Für die Stromrechnung könnte dies laut "Financial Times Deutschland" rund 30 Euro Mehrkosten pro Jahr bedeuten. Die Netzentgelte müssen Stromkunden für die Durchleitung der Energie zahlen. Sie werden von den Stromnetzbetreibern erhoben. Von ihnen gibt es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) derzeit rund 900 in Deutschland. Sie mussten bis zum 15. Oktober die voraussichtlichen Netzentgelte für 2013 veröffentlichen.

Auch für Hamburger Kunden dürfte Strom teurer werden. Nach Angaben des zuständigen Verteilnetzbetreibers Vattenfall steigt das Netzentgelt für Haushaltskunden in der Stadt zum 1. Januar 2013 um 3,1 Prozent. Das bedeute einen Anstieg von 5,17 Cent auf 5,33 Cent je durchgeleiteter Kilowattstunde Strom. Man gebe die steigenden Kosten der Übertragungsnetzbetreiber weiter. Deren Ursache sei die verstärkte Anbindung und der Transport von Strom aus erneuerbaren Energien. Das Übertragungsnetz rund um Hamburg betreibt das Unternehmen 50 Hertz.

Die Netzentgelte setzen sich wie der Strompreis aus mehreren Faktoren zusammen und können von Betreiber zu Betreiber unterschiedlich ausfallen. Sie machen auf der Stromrechnung letztlich rund 20 Prozent der Kosten aus. Eingerechnet in die Entgelte sind einige staatlich festgelegte Umlagen.

Als ein anderer Bestandteil des Strompreises steigt 2013 bereits die Ökostromumlage. Sie wird von rund 3,6 Cent je Kilowattstunde auf knapp 5,3 Cent angehoben. Für einen Durchschnittshaushalt steigt der Anteil für die Förderung der erneuerbaren Energien damit von 126 auf 185 Euro im Jahr.

"Für viele Verbraucher ist bei den Stromkosten in der Tat die Schmerzgrenze erreicht", sagte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) dem "Münchner Merkur". Dies sei aber nicht nur dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) zuzuschreiben, ergänzte sie. Aigner kritisierte die Rabatte für Unternehmen bei der Ökostromumlage. Auch von den Netzentgelten kann die Industrie befreit werden. Die Bundesregierung verteile bei den Netzentgelten Befreiungen "wie Kamelle im Karneval", so der energiewirtschaftliche Sprecher der Grünen, Oliver Krischer. Er kritisierte zudem, dass in die Netzentgelte demnächst auch die Kosten für fehlende Netzanbindungen von Offshore-Windparks einfließen sollen. Dabei trage die Bundesregierung die Verantwortung dafür, dass den Bau der Windparks und der Anschlussleitungen nicht koordiniert habe.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) plant inzwischen eine Reform des EEG, die den Ausbau der erneuerbaren Energien mit dem Ausbau der Netze stärker in Einklang bringen soll. Als Folge mangelnder Netzkapazitäten für die Einspeisung ihres Stroms machen Betreiber von Windparks laut Bild.de Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe geltend. Wie das Internetportal berichtete, wurden allein 2010 Ausfallzahlungen von 10,2 Millionen Euro für nicht lieferbaren Strom fällig - Tendenz steigend.