Börsengang des viertgrößten Mobilfunkers soll mehr als eine Milliarde Euro erlösen

München. Der hoch verschuldete spanische Konzern Telefónica will seine angespannte Finanzlage mit dem Börsengang seiner deutschen Tochter verbessern. Telefónica Germany mit der Mobilfunkmarke O2 soll am 30. Oktober den Schritt auf das Parkett wagen, teilte der Konzern gestern mit. Seit dem Jahr 2010 gehört auch das frühere Hamburger Unternehmen Hansenet zu dem Telekommunikationskonzern.

Unter den Mobilfunkanbietern in Deutschland ist O2 mit 18,8 Millionen Kunden die Nummer vier hinter der zur niederländischen KPN gehörenden E-Plus. An der Spitze liefern sich Vodafone mit 35,8 Millionen und die Deutsche Telekom mit 35,4 Millionen Kunden ein enges Rennen. Der seit Längerem geplante Börsengang soll bis zu 1,68 Milliarden Euro einspielen und wäre so der größte in Deutschland seit fünf Jahren. Im November 2007 war der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern (HHLA) das letzte deutsche Unternehmen, das mehr als eine Milliarde Euro mit einem Börsengang erlöst hatte. Der Versicherungskonzern Talanx, der vor zwei Wochen nach einer Zitterpartie den Sprung an die Börse schaffte, nahm gut eine halbe Milliarde Euro ein. Zuvor hatten viele Firmen wegen der schwierigen Lage an den Finanzmärkten den Schritt gescheut, Siemens etwa warf Börsenpläne für die Lichttochter Osram über den Haufen.

Telefónica braucht dringend frisches Geld. Die Spanier ächzen unter einer Schuldenlast von mehr als 58 Milliarden Euro. Neben dem Erlös des Börsengangs verspricht Telefónica Germany noch 500 Millionen Euro Dividende für 2012 und stellt für die Zukunft höhere Ausschüttungen in Aussicht. Eine hohe Summe, denn im ersten Halbjahr verdiente Telefónica Germany unter dem Strich 55 Millionen Euro. Eine Mehrheit von fast 77 Prozent wollen die Spanier an der deutschen Tochter behalten. Das Papier soll zwischen 5,25 und 6,50 Euro kosten. Allerdings haben die Spanier dem Vernehmen nach bereits vor wenigen Wochen milliardenschwere Barreserven von der deutschen Tochter nach Spanien gebucht und auch Zusagen für Zuwendungen an Telefónica Germany wieder kassiert. Dabei braucht O2 selbst viel Geld, etwa um den Ausbau des Netzes oder den Start des neuen LTE-Angebots für schnelleres Internet via Mobilfunk zu finanzieren. Laut Branchenverband Bitkom müssen die deutschen Netzbetreiber in den kommenden Jahren acht bis zehn Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netze stecken.