Jungunternehmer bieten Whollees in Hamburg und Berlin an. 2013 soll der Sprung in schwarze Zahlen gelingen

Hamburg. Als Florian Jung, 28, und James Kothanikkel, 28, sich auf einer Reise durch Südafrika irgendwann in Rundhütten inmitten eines abgelegenen Dorfes wiederfinden, ist das die Geburtsstunde der Idee, die ihr Leben verändern sollte. "Wir wohnten dort in einem Hotel, das ein Unternehmer mitten im Xhosa-Land eröffnet hatte und konnten am Leben im Dorf teilhaben", sagt Florian Jung. Noch immer lässt ihn die Erinnerung an die Zeit in den einfachen Lehmhäusern, weit abgeschieden in der Natur, lächeln. "Der Inhaber hatte mit dem Hotel ein florierendes Unternehmen geschaffen, das zugleich allen Menschen im Dorf die Möglichkeit zur Mitarbeit und Ausbildung bot." So etwas nahmen sich die beiden jungen Reisenden nun auch vor: eine Firma gründen und zugleich Gutes tun.

"Früher lag die Macht bei den Kirchen, heute haben Unternehmen sehr viel Einfluss, den sie auch positiv und zum Wohle der Gesellschaft nutzen können", sagt Jung. Jung und Kothanikkel sind inzwischen Inhaber der Hamburger Firma Whollees, die ihre Fruchtsäfte aus Obst und exotischen Zutaten wie Gräsern oder auch Algen herstellt.

"Wir haben die Firma in Hamburg gegründet, weil hier viele Szenegetränke herkommen und die Leute offen für Neues sind", sagt der 28-Jährige, der ursprünglich aus Celle kommt. Immerhin ist die Hansestadt der Sitz vieler alternativer Getränkeanbieter wie Fritz Kola, Cola Rebell, Aloha, ChariTea oder Elbler. "Die Stadt gilt als ein Experimentierfeld für Limonaden", weiß auch Antje Schünemann vom Trendbüro.

Bisher gibt es drei verschiedene Whollees-Sorten, ein auberginefarbenes "Larry Berry", ein grünes "Born to be Green", und ein orangefarbenes Getränk "Citrus Circus". Alle sind süß, fruchtig, exotisch, und, wie die beiden Hersteller sagen, auch gesund.

Whollees sind demnach Fruchtsäfte mit einem hohen Gehalt an Antioxidantien, die Körperzellen vor schädlichen Einflüssen schützen sowie Mikronährstoffen. Zwei der drei Sorten tragen das Fairtrade-Siegel, ein großer Teil der Zutaten stammt aus biologischer Herstellung.

Die beiden Gründer, die seit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt und England auch gute Freunde sind, haben zudem ihr soziales Engagement nicht aus den Augen verloren. "Wir spenden ein Prozent der Erlöse und wollen den Gedanken des fairen Handels auf mehr und mehr Produkte übertragen", sagt Jung. Die Unternehmer unterstützen meist kleine Nachbarschaftsorganisationen in der Stadt, engagieren sich aber auch weit über die Hamburger Hafenkante hinaus. Ein Beispiel: Eine bislang in Europa fast unbekannte Frucht, die Acai-Beere, wächst im Regenwald Brasiliens und ist reich an Omega-Fettsäuren. "Wenn die Bauern gut vom Verkauf der Frucht leben können, werden sie weniger Regenwald abholzen", sagt Jung, der die Beere im Larry-Berry-Saft verwendet.

Für die Mixturen haben die Gründer zum Teil mehrere Monate in der WG-Küche experimentiert, bis sie die Zutaten wie Erdbeersaft, Bananenpüree, Mangostan oder Cranberrys zu wohlschmeckenden Mischungen zusammengerührt haben. Seit November 2011 sind die Whollees-Flaschen auf dem Markt und haben seither immer mehr Freunde gefunden. Schon in diesem Jahr erzielen die Gründer einen sechsstelligen Umsatz und haben immer mehr Vertriebspartner für die Säfte gefunden, die je 300-Milliliter-Flasche 2,99 Euro kosten.

In Hamburg gibt es die Getränke etwa bei Edeka Niemerszein, bei einigen Budnikowsky-Läden, in Biosupermärkten, Reformhäusern und Cafés. In Berlin sind die Whollees ebenfalls vertreten, als nächstes nehmen die jungen Kaufleute Bayern und Baden-Württemberg ins Visier.

Im kommenden Jahr will das Unternehmen mit Sitz in Hamburg-Hamm in die schwarze Zahlen kommen. Wenn etwas Geld für die Gründer übrig bleibt, wollen sie wieder eine Reise unternehmen. Jung: "Am besten in ein Land, aus dem unsere Früchte kommen."