Österreichische Großaktionäre setzen sich endgültig im Machtkampf bei der angeschlagenen Baumarktkette durch

Hamburg. Die angeschlagene Baumarktkette Praktiker kommt einfach nicht zur Ruhe. Bereits zum dritten Mal innerhalb eines guten Jahres wechselt das Unternehmen, das im Rahmen der Sanierung gerade vom Saarland nach Hamburg umgezogen ist, den Vorstandschef aus. Künftig wird der ehemalige Aldi-Manager Armin Burger die Kette führen. Er löst am kommenden Montag Interimschef Kay Hafner ab, der nach gerade einmal fünf Monaten seinen Hut bei Praktiker nimmt. Zudem wird der Sanierungsexperte Eberhard Grossnigg an die Spitze des Aufsichtsrats der Kette rücken.

Die erneute Personalrochade bedeutet den endgültigen Sieg der beiden Großaktionäre Semper Constantia und Maseltov, die in einem monatelangen Machtkampf mit der alten Führungsspitze um die richtige Strategie für das defizitäre Unternehmen gerungen hatten. Sowohl Burger als auch Grossnigg waren erst kürzlich auf Druck der Großaktionäre in den Aufsichtsrat eingezogen, nun übernehmen sie die wichtigsten Positionen im Konzern.

Mit Armin Burger wird ein ausgewiesener Einzelhandelsexperte und Discountfachmann die Kette Praktiker und deren Hamburger Tochter Max Bahr leiten. So führte der freundliche, aber eher verschlossene Manager zwischen 1999 und 2008 die Aldi-Süd-Tochter Hofer in Österreich. Hofer diente damals als eine Art Versuchslabor für den Discounter, Scheckkartenzahlung, Mobilfunk- und Pauschalreiseangebote wurden dort zuerst erprobt und später aldiweit übernommen.

Aufgrund seiner Erfolge stieg Burger in die Führungsgruppe von Aldi Süd auf, trieb stark die Expansion nach Südosteuropa voran. Allerdings soll er den Ausbau der Filialen am Ende übertrieben haben, was zum Bruch mit den Aldi-Eigentümern und seinem Ausscheiden bei dem Discounter führte.

Bei Praktiker wird Burger nun die Neuausrichtung und Sanierung der Kette weiterführen müssen, die im vergangenen Jahr einen Verlust von einer halben Milliarde Euro eingefahren hat. Eine ruinöse Rabattstrategie ("20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung") hatte die Kunden quasi dazu erzogen, nur noch bei Preisnachlässen in den Baumärkten einzukaufen.

Derzeit werden rund 120 Praktiker-Märkte auf das Konzept der erfolgreicheren, serviceorientierten Tochter Max Bahr umgestellt. Die verbliebenen Praktiker-Geschäfte sollen hingegen noch konsequenter als bisher als günstige Einkaufsstätten mit begrenztem Sortiment positioniert werden.

Einfach wird der Umbau sicher nicht, im Gegensatz zu seinen Vorgängern kann sich der neue Chef aber zumindest der Rückendeckung des Aufsichtsrats und der Großaktionäre sicher sein. Der zuletzt eher unglücklich agierende Kay Hafner hatte sich auf einer turbulenten Hauptversammlung in Hamburg noch harsche Kritik von den Aktionären anhören müssen, die ihm rundheraus die Fähigkeit absprachen, das Unternehmen zu leiten.

Auch die Finanzierung der Sanierung ist mittlerweile weitgehend gesichert. Neben einem Darlehen der Bank Semper Constantia in Höhe von 40 Millionen Euro kann Praktiker nun auch auf einen zusätzlichen Kredit in Höhe von 15 Millionen Euro von einem weiteren Investor zurückgreifen, wie das Unternehmen am Freitag bekannt gab. Eine Kapitalerhöhung von 60 Millionen Euro soll zu zwei Drittel gesichert sein.